Dieser Sommer ist mehr denn je eine Gelegenheit, durch das alte Ritual des Freilichttheaters die Plätze, Parks und Naturschönheiten mit neuen Augen zu entdecken: Mit kulturellen Angeboten, die Geist und Herz durch fesselnde Handlungen und mitreissende Musik durch Zeit und Raum reisen lassen, können wir uns mit Open-Air-Aufführungen vergnügen, um letztlich festzustellen, dass sich die Menschen des 21. Jahrhunderts gar nicht so sehr von den alten Griechen unterscheiden, den unbestrittenen Erfindern des Freilichttheaters.

Wer sich davon überzeugen will, dass die Gefühle der menschlichen Seele unveränderlich sind, dem sei die griechische Komödie «Lysistrata» von Aristophanes am See-Burgtheater Kreuzlingen empfohlen, vom 14. Juli bis zum 10. August direkt am Ufer des Bodensees. Sie bestätigt auf komische Weise, dass wir auch nach zweieinhalbtausend Jahren nicht viel weitergekommen sind.

Diejenigen von uns, die gerne mal in einem echten römischen Amphitheater sitzen möchten, brauchen nicht weit zu gehen, sondern nur den zahlreichen Spuren zu folgen, welche die Römer in den Alpen hinterlassen haben: Das prächtige Amphitheater von Avenches aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. bietet die Möglichkeit eines einzigartigen Erlebnisses.  Im August ist das römische Amphitheater Schauplatz des Festivals Rock Oz’Arènes. Ein vielseitiges Programm von Rock, Blues, Pop, Elektromusik und Reggae wird die ZuschauerInnen bestimmt begeistern und Spass wie zu Zeiten der Römer haben lassen. Die 30. Ausgabe von Rock Oz’Arènes geht vom 10. bis 14. August über die Bühne.

In Rüeggisberg kann man das Mittelalter hautnah erleben: Die Klosterruine ist der perfekte Ort, um in die mittelalterliche Atmosphäre von Umberto Ecos Roman «Der Name der Rose» einzutauchen: Die Aufführung auf der einzigartigen Freilichtbühne der Klosterruine führt in das Jahr 1327, wo der Franziskanermönch William von Baskerville in Begleitung seines Schülers Adson in einer abgelegenen Abtei in den Alpen mit einer Reihe von mysteriösen Morden konfrontiert wird. «Der Name der Rose» ist vom 1. Juli bis am 20. August in Rüeggisberg zu sehen.

Ein weiterer Schritt in die Vergangenheit führt in die Renaissance-Atmosphäre von Shakespeares Theater: Die Freilichtspiele Luzern inszenieren vom 7. bis am 17. Juni die Komödie «Viel Lärm um nichts» in einer neuartigen Mundartfassung. Ein lustvolles Spiel, in dem Shakespeare die Liebeswirren zweier Paare erzählt.

Noch ein paar Schritte weiter auf unserer Zeitreise, und wir erleben die Geschichten unserer Grosseltern nach: Wer in die Atmosphäre eines Schweizer Dorfes eintauchen will, ist im Freilichtmuseum Ballenberg mit seinem Wandertheater richtig. «Brandboden oder wie Melk die Kohlen aus dem Feuer holt» wird vom 6. Juli bis am 20. August an insgesamt 27 Sommerabenden gespielt, an denen die Theatergäste durch den Ballenberg unterwegs sind und in eine sagenhafte Welt eintauchen.

(c) Judith Kolmann Arni

Dorfleben von früher kann man auch bei den Freilichtspielen Moosegg erleben: Jeden Sommer wird auf der Waldbühne ein Volksstück aufgeführt. In diesem Jahr wird vom 1. Juli bis am 14. August Gotthelfs Novelle «Michelis Brautschau» inszeniert:  eine wunderschöne Landschaft, fünf professionelle Theaterschaffende, viele leidenschaftliche LaiendarstellerInnen und diverse Bauernhoftiere werden die ZuschauerInnen bestimmt begeistern.

Die meisten ZuschauerInnen ahnen schon, was Claire Zachanassian vorhat, als sie als mächtige Frau von Welt in ihr Heimatdorf Güllen zurückkehrt… Das Meisterwerk «Der Besuch der alten Dame» von Dürrenmatt wird vom 29. Juli bis am 22. August im aargauischem Windisch aufgeführt. Das Aargauische Freilicht Ensemble widmet die Aufführung dem 101. Geburtstag von Friedrich Dürrenmatt. Grossartige eiskalte Gefühle.

Aufbruchstimmung, Frauenstimmrecht und Hippiezeit in den frühen 1970er-Jahren in einem traditionellen Dorf an der Sense kann man vom 17. Juni bis am 9. Juli in Schmitten erleben: Das tragisch-komische «Zytte ändere sich» des Theaters Hintercher wird auf einer offenen Tribüne bei einem Bauernhaus in Friseneit bei Schmitten gespielt: Lustige sommerliche Abende mit vielen kleinen und grossen Geschichten um Menschen sind garantiert.

MusikliebhaberInnen können wiederum zeitlose Gefühle in grossartigen Open-Air-Produktionen erleben. Zum Beispiel gibt es Liebe, Verrat, Rache und Mord in der Oper hautnah zu spüren. Ein einzigartiges Erlebnis bietet die Seebühne der Festspiele in Bregenz: von 20 Juli bis am 21. August können sich Opernfans in die exotischen Atmosphären der japanischen Geisha «Madame Butterfly» von Giacomo Puccini entführen lassen: Hochkultur unter freiem Himmel und grosse Gefühle mit einem einzigartigen Bergpanorama und dem Sonnenuntergang am Horizont.

(c) Toni Suter T+T Fotografie

Diese einzigartige architektonische Kulisse für die Oper «Giovanna d’Arco» von Giuseppe Verdi kann man nur in St.Gallen erleben:  Die St.Galler Festspiele finden von 24. Juni bis am 8. Juli im Unesco-Weltkulturerbe Klosterbezirk statt, einem inspirierenden Ort voller Geschichte und Kultur.

Liebe und Eifersucht, Leidenschaft und Schicksal, Verführung und Hörigkeit kann man auch gemütlich und unerwartet im einem Rosengarten erleben: Die Oper Carmen von Georges Bizet wird vom Verein Gartenoper vom 22. Juni bis am 9. Juli in Langenthal, im Rosengarten Alte Mühle, inszeniert, wo die ZuschauerInnen vor und nach den Vorstellungen genüsslich die Hausspezialitäten der Alte Mühle geniessen können.

Freilichtspiele
(c) zvg

Und schliesslich – warum nicht loslassen und Raum und Zeit vergessen? Die familiäre Atmosphäre, naher Kontakt mit den MusikerInnen und die einzigartige Atmosphäre des malerischen Städtchens Murten entführen in eine verzauberte Welt und machen Murten Classics zu einem ganz besonderen Erlebnis in Sommer: Von 14. August bis am 4. September bieten diese Sommerfestspiele ein vielseitiges Programm für KennerInnen der klassischen Musik mit weltweit etablierten SolistInnen. Ein Musikfestival, das die Mauern der mittelalterlichen Stadt zum Klingen bringt.