Mitten im Geschehen
Die Stiftung Cerebral setzt sich dafür ein, dass Menschen mit Beeinträchtigung auch in der Freizeit nicht nur an den Seitenrändern stehen, sondern aktiv dabei sein können.
Die Stiftung Cerebral setzt sich dafür ein, dass Menschen mit Beeinträchtigung auch in der Freizeit nicht nur an den Seitenrändern stehen, sondern aktiv dabei sein können.
Seit 1961 unterstützt die Stiftung Cerebral Menschen mit einer cerebralen Bewegungsbeeinträchtigung und deren Familien. Sie setzt sie sich dafür ein, dass Betroffene ein möglichst selbstbestimmtes und unbeschwertes Leben führen können. Von ihrer Hilfe profitieren rund 9700 Menschen in der Schweiz, die meist ein Leben lang mit der Stiftung in Kontakt stehen.
Die Stiftung konzentriert sich bei ihrer Hilfe auf verschiedene Bereiche, so zum Beispiel bei den enormen Ansprüchen, die es mit sich bringt, ein Zuhause hindernisfrei zu gestalten, oder bei Mobilitätsangeboten. «Mobilität ist der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben und daher ein zentrales Thema für Menschen mit einer Beeinträchtigung. Mobil sein heisst dabei sein und teilhaben», informiert die Stiftung. Damit dies erreicht werden kann, bietet sie ein vielseitiges Angebot an. Mit der hauseigenen Flotte von acht Fahrschulautos und 72 ausgebildeten Fahrschullehrerinnen und -lehrer in der ganzen Schweiz können Betroffene beispielsweise die Fahrprüfung absolvieren, ohne vorher ein teures spezialangefertigtes Auto anschaffen zu müssen. Auch Mietvelos werden angeboten: Drei verschiedene Velotypen stehen in der ganzen Schweiz zur Verfügung, mit denen auch Menschen im Rollstuhl mit Angehörigen oder Betreuenden schöne Ausflüge erleben können.
Während es für viele von uns selbstverständlich sein mag, am Wochenende in die Berge, zum Skifahren oder in ein Thermalbad zu gehen, kann die Freizeitgestaltung für Menschen mit cerebraler Bewegungsbehinderung mit viel Aufwand verbunden sein. Hindernisse oder logistische Schwierigkeiten begegnen einem überall. Und doch ist es auch für Betroffene und ihre Angehörige wichtig, zwischendurch dem Alltag zu entfliehen und schöne Erlebnisse zu teilen.
Damit dies gelingt, schafft und vermittelt die Stiftung Cerebral die nötigen Angebote und Hilfsmittel, die vielseitiger sind, als man manchmal denkt. Mit der richtigen Infrastruktur ist es auch für Betroffene möglich, Kajak oder Velo zu fahren oder sogar Campingferien zu machen. Mit den rollstuhlgängigen Bungalows und Wohnmobilen, welche die Stiftung entworfen hat, kommt sie dem viel geäusserten Wunsch von Betroffenen nach Ferien in der Natur nach, die sonst kaum zu bewältigen wären. Aber auch kulturelle Erlebnisse ermöglicht die Stiftung Cerebral. An Open Airs, Konzerten oder anderen Anlässen stellt sie die nötige Infrastruktur wie mobile rollstuhlgängige Toiletten zur Verfügung oder baut Bühnen, damit man auch im Rollstuhl den Blick über die Menschenmenge hinweg auf eine Band richten kann. Ein grosses Projekt sind weiter die geländegängigen Elektrorollstühle, mit denen sogar Bergwanderungen gemacht werden können.
Damit Menschen im Rollstuhl auch im Winter die Natur und vor allem auch die Berge erleben können, engagiert sich die Stiftung Cerebral insbesondere in zwei Projekten: Einerseits stellt sie an 88 Standorten sogenannte Eisgleiter zur Verfügung. Mit dieser Einrichtung können Menschen im Rollstuhl auf Eisfelder mitgleiten und können so gemeinsam mit ihrer Familie Schlittschuhlaufen. Andererseits arbeitet die Stiftung mit den Skigebieten Bellwald und Sedrun zusammen, um Menschen im Rollstuhl ein richtiges Pistenerlebnis zu ermöglichen. Mit dem sogenannten Dualski fühlen auch Betroffene den Wind im Gesicht und das Tempo bei (mehr oder weniger) rasanten Abfahrten. So
können Betroffene dank der Arbeit der Stiftung Cerebral Skiferien mit ihren Angehörigen geniessen. Auch an weiteren Standorten in der Schweiz stellt die Stiftung den Dualski zur Verfügung, sodass auch im Winter ein umfassendes Angebot an Bewegungsmöglichkeiten und Freizeitaktivitäten zur Verfügung steht.
Es ist unmöglich aufzuzählen, wo die Stiftung überall Unterstützung leistet. Jeder einzelne Fall ist einzigartig und muss individuell betreut und somit auch das Angebot dementsprechend angepasst werden – sei es im Alltag oder in den Ferien. Die Schlagwörter aber bleiben immer die gleichen: Mobilität, Sensibilisierung und vor allem Inklusion. Sowohl für Betroffene wie auch für Angehörige ist es wahnsinnig wichtig, gemeinsame Erlebnisse und die Freude daran zu teilen. Die Stiftung leistet einen wichtigen Beitrag, damit Angehörige und Betreuende entlastet werden können. Vor allem aber können Menschen mit Beeinträchtigung so ihre Freizeit aktiv mitgestalten und daran teilnehmen – mittendrin statt an den Seitenrändern.
Auch interessant und lesenswert: Das grosse Belvedere Interview mit Thomas Erne, Geschäftsleiter der Stiftung Cerebral.