Die Wellness-Therme Fortyseven wurde vor einem Jahr eröffnet. Zeit für eine erste Bilanz und einen Ausblick.

Seit dem Mittelalter gilt Baden als wichtiger Kurort in Europa. Doch nach dem zweiten Weltkrieg verlor sich die Badekultur in der Stadt am Limmatknie. Die traditionellen Badehotels schlossen, das Bäderquartier verlor an Attraktivität.

Mario Botta am Werk

2012 musste auch das Thermalbad aus den 1960er-Jahren schliessen. Und dann blieb Baden lange neun Jahre ohne grosses Thermalbad, bis die Wellness-Therme Fortyseven am Standort des früheren Bades seine Türen öffnete. Der Schweizer Stararchitekt Mario Botta hat das Bad am Limmatknie gebaut. Rund dreieinhalb Jahre dauerte die Bauzeit; das gesamte Bau-Projekt im Bäderquartier kostete am Ende rund 180 Millionen Franken.

Fortyseven: 47 Grad

Der Name Fortyseven kommt von der Wassertemperatur: Das mineralstärkste Thermenwasser der Schweiz sprudelt mit 47 Grad aus der Quelle. In den verschiedenen Becken ist es dann noch zwischen 32 und 38 Grad warm. «Wir gewinnen aus dem Wasser Wärme, um die Räume zu heizen», sagt Nina Suma. Die Geschäftsführerin des Fortyseven schaut auf ein durchzogenes erstes Betriebsjahr zurück.

Wellness-Therme
© Oliver Oettli

Ein durchzogener Start

Vor einem Jahr war das Interesse am neuen Bad riesig. «Die Leute waren sehr gespannt auf die neue Therme», sagt Nina Suma. Fast 10’000 Personen schrieben sich für einen Rundgang am Tag der offenen Tür ein. Einschreiben mussten sie sich, weil damals noch Corona-Massnahmen in Kraft waren. Und die Pandemie sollte denn auch den ganzen Winter lang den Ton angeben. Bald einmal galt 2G+ – wer in ein Thermalbad, in ein Schwimmbad oder an ein Konzert wollte, musste nicht nur zwei Mal geimpft sein, sondern auch ein negatives Testergebnis vorlegen. «Das war eine sehr, sehr grosse Einschränkung für potenzielle Gäste», sagt Nina Suma. «Wir haben das gespürt.»

«Die erste richtige Saison»

Mit dem letzten Frühling sanken zwar die Fallzahlen; doch das sehr milde Wetter lockte die Leute in die Natur. Auch in dieser Zeit wurde das neue Thermalbad nicht von der Kundschaft überrannt. «Nun freuen wir uns auf unsere erste richtige Saison», sagt Nina Suma deshalb. Seit Herbst 2022 verzeichne das Bad Frequenzen nach Plan. «Das bestätigt uns und zeigt, dass unser Angebot attraktiv ist.»

Die Gäste kommen dabei nicht nur aus der nächsten Umgebung, sondern aus der ganzen Deutschschweiz. Vereinzelt finden auch Romands den Weg nach Baden. Und auch TessinerInnen besuchen das Fortyseven. «Ich gehe davon aus, dass dies vor allem auch mit unserem Architekten Mario Botta zu tun hat», sagt Nina Suma.

Kommt die nächste Krise?

Auch wenn Nina Suma nun zuversichtlich in das zweite Jahr startet – die nächste Schwierigkeit zeichnete sich bereits ab. Wird die Energie gegen Ende des Winters tatsächlich knapp, könnte dies dazu führen, dass beispielsweise Bäder und Skilifte schliessen müssten. «Wir sind sensibilisiert und wollen für einen solchen Fall parat sein», sagt die Geschäftsführerin. «Wir haben uns bereits vor Monaten überlegt, wo wir Energie sparen könnten.»

Fortyseven
© Oliver Oettli

Bei den Saunen sparen

Müsste das Thermalbad den Hebel ansetzen, dann würden beispielsweise nur noch ein Teil der acht Saunen aufgeheizt. Eine Möglichkeit wäre es auch, die Saunen später im Tag zu öffnen – oder gar das ganze Bad später zu öffnen und früher zu schliessen. In den Becken würden Attraktionen wie beispielsweise die Massagedüsen abgestellt, in einigen Räumen die Temperatur gesenkt. «Das alles wären denkbare Massnahmen», sagt Nina Suma. An der Wassertemperatur in den Becken würden die Verantwortlichen jedoch nichts ändern: «Die Gäste besuchen ein Thermalbad mitunter wegen der warmen Wassertemperaturen.»

Die Anlage ganz zu schliessen würde laut Nina Suma keine vollständige Energieersparnis bringen. «Gewisse Maschinen laufen im Hintergrund trotzdem, sonst würden sie kaputtgehen.» Zudem sei die Therme nach heutigen Standards gebaut worden: «Das Fortyseven verbraucht sicher weniger Energie als ein Bad, welches vor dreissig Jahren gebaut wurde.» Nina Suma wehrt sich allgemein dagegen, die Thermalbäder schliessen zu lassen: «Es ist ja auch gesundheitsfördernd wenn nicht gar gesundheitserhaltend, wenn die Menschen im Winter regelmässig Saunen und ein mineralisierendes Thermalbad besuchen.»

Ein römisches Bad entdeckt

Zusammen mit der Wellness-Therme Fortyseven hätte auch der Verenahof wieder eröffnet werden sollen, mit einem Restaurant und einer privaten Präventions- und Reha-Klinik. Doch bei den Bauarbeiten im ehemaligen Hotel Verenahof wurde vor dem Säulenportal ein zuvor unbekanntes römisches Badebecken entdeckt. Es war sehr wahrscheinlich bis ins Mittelalter oder in die frühe Neuzeit Teil des legendären Badener Verenabads. Eröffnet hat jedoch bereits die Residenz 47, ein Wohn- und Ärztehaus. Wie die Therme und der Verenahof gehört es der Stiftung «Gesundheitsförderung Bad Zurzach + Baden».

Das Bäderquartier

Die neue Therme und die Umbauten sollen das Bäderquartier neu beleben. Das Fortyseven arbeitet zudem mit den Badener Hotels zusammen, die Wellness-Packages mit Eintritten in die Therme anbieten. «Die Nachfrage ist gross, auch gerade unter der Woche», sagt Nina Suma.

Thermalwasser für alle

Aber nicht nur Touristinnen und Touristen nutzen den neuen Wind, den das Fortyseven bringt. Die Gemeinde Baden hat den Limmatquai neugestaltet, Grünflächen fürs Flanieren geschaffen und den Kurplatz im Bäderquartier saniert. Und direkt an der Limmat gibt es zwei heisse Brunnen: Kleine, öffentliche Becken, in denen alle gratis baden und das warme Thermalwasser geniessen können.

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