Tapir statt Tiefschnee
Touren unter Vulkanen, durch den Dschungel und ins Reich exotischer Fauna: Geht es ums Thema Wandern, setzen Costa Ricas Nationalparks die Messlatte hoch.
Touren unter Vulkanen, durch den Dschungel und ins Reich exotischer Fauna: Geht es ums Thema Wandern, setzen Costa Ricas Nationalparks die Messlatte hoch.
Wandern gehört zu den Lieblingsaktivitäten der SchweizerInnen. Doch auch Reisen rangiert bei den helvetischen Hobbys ganz oben – gerade in der kalten Jahreszeit zieht es so manchen wieder Richtung Süden. Warum also nicht beides vor tropischer Kulisse verbinden? Das zentralamerikanische Costa Rica bietet mit seinen zwölf verschiedenen Klimazonen die unterschiedlichsten Szenarien am Wegesrand. Die Natur ist dabei stets präsent, stehen doch 26 Prozent des Landes unter Schutz. Auch bei den Schwierigkeitsgraden der Wanderungen ist die Auswahl gross – die Bandbreite reicht von der kurzen Tour in Strandnähe bis zum anspruchsvollen Ausflug im Dschungel.
Im südlichen Hochland erstrecken sich gleich mehrere Nationalparks links und rechts der berühmten Strasse Interamericana. Gerade für trittsichere und ausdauernde Wandernde lohnt sich hier ein längerer Abstecher: Wer einsame Gipfel schätzt, ist mit der Besteigung des Chirripó gut bedient. Ausgangspunkt dafür ist das Dörfchen San Gerardo, wo Forellen im Fluss und die kühle, klare Luft auf 1400 m ü. M. so etwas wie Alpenstimmung erzeugen. Hier gibt es viele kleine Unterkünfte, von denen aus sich das Schutzgebiet Cerro Chirripó einfach erreichen lässt. Nun geht es knapp 15 Kilometer hinauf durch den Nebelwald bis zur Albergue Los Crestones, die als Basiscamp fungiert. Am nächsten Tag nehmen Gipfelstürmer dann noch die übrigen fast fünf Kilometer bis zum höchsten Punkt auf 3820 m ü. M. unter die Sohlen – stimmt die Witterung, schweift das Auge oben bis zum Pazifik. Zurück in Los Crestones lassen sich danach auch andere Wanderziele wie etwa ein naher Gletschersee erkunden.
Kaimane, Jaguare, Aras und Schmetterlinge: Auch das nördliche Hochland Costa Ricas geizt nicht mit üppiger Fauna. Wer die Tierwelt auf relativ kurzen Wanderungen entdecken möchte, ist zum Beispiel im Nationalpark Arenal richtig. Hier schlängeln sich zwei bis drei Kilometer lange Strecken durch intakten Regenwald und durch Lavafelder – es ist der aktive Vulkan Arenal, der dem Gebiet seinen Namen verliehen hat. Mit etwas Glück treffen BesucherInnen unterwegs auf Tapire, Brüllaffen und Kapuzineraffen, aber auch Orchideen blühen in der Region. Eine bequeme Wander-Variante mit viel Übersicht bietet dagegen der Mistico-Park auf einem Privatgelände in La Fortuna, der über ein CST-Zertifikat verfügt (Sustainable Tourism Certification). Der drei Kilometer lange Lehrpfad mit 16 Brücken verläuft teils auf Höhe der Baumkronen und erschliesst die Natur so aus einer ungewohnten Perspektive. Im 250 Hektare grossen Schutzgebiet sind 450 Vogelarten heimisch, und auch viele Amphibien und Reptilien tummeln sich im Übergang zwischen Hochland- und Tiefland-Dschungel.
Weiter geht die Reise an die Pazifikküste. Klar, hier fühlen sich Surfer und Badegäste wie zu Hause. Doch in der rauen Wildnis kommen FussgängerInnen ebenfalls auf ihre Kosten. Das zeigt sich beispielsweise im Nationalpark Carara. Vom Besucherzentrum direkt an der Costanera starten verschiedene Rundwanderwege, die über die dicken Wurzeln der Würgefeigen hinweg tief in den Regen- und Trockenwald führen – im Lebensraum rundum sind Faultiere, Wickelbären, Boas und Weisswedelhirsche zu finden. Ganz in der Nähe des Nationalparks bringt einen zudem die «Krokodilsbrücke» über den Rio Tárcoles. Sie wird ihrem Namen wirklich gerecht, lassen sich im trüben Fluss viele der Panzerechsen sichten lassen.
Als letzte Station zeigt auch die Karibikküste im Osten, dass Costa Rica eine hervorragende Wanderdestination ist. Reggae-Klänge mögen die Traumstrände prägen, doch gleich daneben beginnt auch hier der Regenwald, der oftmals von vielen Flüssen und Wasserläufen durchzogen wird. Einen nachhaltigen Ansatz an der Karibikküste verfolgt daneben das private Schutzgebiet Selva Bananito das ebenfalls CST-zertifiziert ist. Hier können Gäste nicht nur wandern und Wasserfall-Touren buchen, sondern auch Bäume pflanzen und mit Stromverzicht in der Lodge die Ressourcen schonen.