Gerne Sternchen sehen
Ein neues Reisephänomen erstrahlt: Astronomische Ausflüge führen an dunkelste Orte mit klarem Himmel, wie man ihn fast vergessen hat: tiefschwarz, still und übersät mit Lichtpunkten, sodass man darin baden möchte.

Ein neues Reisephänomen erstrahlt: Astronomische Ausflüge führen an dunkelste Orte mit klarem Himmel, wie man ihn fast vergessen hat: tiefschwarz, still und übersät mit Lichtpunkten, sodass man darin baden möchte.

Wann ist es eigentlich noch richtig dunkel, wenn man keine Schlafmaske trägt? Die moderne Welt leuchtet, sodass sich der Nachthimmel meist nur noch wie ein milchiger Schleier über die Stadt legt. Nicht zuletzt das «Verschwinden» der Nacht führt dazu, dass immer mehr Menschen sich auf die Suche nach den Sternen begeben, sich Galaxie gönnen – und «baden» wollen; nicht in Thermen oder Seen, sondern im Kosmos. Sternegucken geht über Staunen hinaus – es sensibilisiert. Wie heissen die Sternbilder? Warum gibt es in vielen Breitegraden keine «echte Dunkelheit» mehr? Und welche Folgen hat das für Tiere, Pflanzen und den menschlichen Schlaf?
Licht ins Dunkel bringen gerade Zonen, welche die Nachtdunkelheit schützen, wie etwa im Naturpark Gantrisch: Als schweizweit erstes Gebiet ist dieser seit 2024 mit dem internationalen Label «Dark Sky Park» zertifiziert. Zum Vergleich: Während der Stadtberner Nachthimmel 40-mal heller ist als jener in unberührter Natur, ist die «Gantrisch Dark Sky Zone «nur» bis 2,5-fach erhellt. Exkursionen, teils geleitet von Sternkundigen, nehmen Nachtschwärmer mit in die faszinierende Finsternis – so auch im ers- ten in Österreich ausgezeichneten «Sternepark Attersee-Traunsee», der zum Moonwalk auf der Milchstrasse motiviert. Weitere sternreiche Schauplätze finden sich beispielsweise im «Sternenpark Schwäbische Alb», wo man die Himmelskörper mitten im Biosphärengebiet von Holzliegen aus bestaunt, oder im Schwarzwald: Im Spätsommer ereignet sich hier jeweils ein Naturspektakel, wenn stündlich bis zu 100 Sternschnuppen über das Firmament flirren.

Die Verlockung, dieses flüchtige Flimmern zu verewigen, treibt Foto-Enthusiasten sodann in den Nordosten von Baden-Württemberg, wo sie im Taubertal und rund um Bad Mergentheim mit dem Hachteler See in den lichtärmsten Lagen auf den Schnappschuss lauern. Einen privilegierten Platz unter den Planeten findet man auch in den Julischen Alpen: Im Triglav-Nationlpark in Slowenien, dem ersten Land mit umfassendem nationalem Gesetz gegen Lichtverschmutzung, leuchten Millionen von Sternen ohne künstliche Konkurrenz.
Wer sich der Dunkelheit und deren prachtvollen Phänomenen didaktisch annähern will, besucht Sternwarten oder Planetarien wie etwa das futuristische «Noordung Centre» im slowenischen Ort Vitanje, benannt nach dem Raumfahrtpionier Herman Potocnik Noordung. Ein Highlight bietet ausserdem Heilbronn, wo in der «Experimenta» eine der weltweit grössten Teleskopkuppeln spektakuläre Sicht auf den Nachthimmel und gar die Sonne gewährt.
Was mag Himmelsbadende antreiben? Unter anderem vielleicht die Nostalgie nach einer Zeit, als man sich aus voller Überzeugung etwas wünschte, wenn man eine Sternschnuppe sah – statt bloss zu googeln, warum es sie gibt. Ein Wunsch, den man in das Universum senden könnte? Vielleicht: weniger Kunstlicht.
