Er ist zwar recht verbreitet, doch nur die wenigsten haben ihn bereits in freier Wildbahn gesehen, den diskreten Iltis. Mustela putorius, wie das wilde europäische Frettchen auch heisst, macht einem seine Bekanntschaft aber auch nicht leicht. Denn erstens scheut diese kleine Marderart offene Flächen und versteckt sich lieber in Hecken, an Waldrändern, entlang natürlicher Bäche und in Feuchtgebieten. Zweitens ist der Iltis nachtaktiv – tagsüber ruht er sich beispielweise in Ast- oder Steinhaufen, in Felsspalten, hohlen Baumstämmen oder im selbstgegrabenen Bau aus. Und drittens ist das Raubtier ein Einzelgänger, der gerne als Nomade umherstreift und ein bis zu mehreren Quadratkilometern grosses Revier abdeckt.

Immer den Kröten nach

Wer dennoch Glück hat und auf einen Iltis trifft, erkennt ihn am langen, dunklen Körper mit kurzen Beinen, vor allem aber an seiner weissen Zeichnung um die Nase und entlang der Ohrränder. Und die Chancen dafür stehen dieser Tage gar nicht so schlecht: Während Mustela putorius sein Winterquartier nur selten verlässt, ist er jetzt im Frühling oft auf der Jagd. Denn nun beginnt die Laichzeit der Grasfrösche und Erdkröten – und diese Amphibien gehören neben Vögeln, Fischen und Nagetieren zu den Leibspeisen der Marderart. Damit der Iltis unterwegs nicht selbst als Beutetier grösserer Fleischfresser endet, verfügt er über eine wirksame Verteidigungsstrategie: Bei Gefahr kann das Tierchen ein stinkendes Sekret aus seinen Analdrüsen versprühen.

Die Marderart liebt Feuchtgebiete. © Frank McClintock, Shutterstock

Feuchtgebiete schwinden

Im Sommer wird der Wald zum schützenden Territorium der Kröten und Frösche – und damit auch für den Iltis. Ausserhalb des Forsts hat er es dagegen nicht einfach in der Schweiz: Denn in den Landwirtschaftsgebieten sind Versteckmöglichkeiten rar, und in den vergangenen 150 Jahren sind gemäss Pro Natura 90 Prozent aller hiesigen Feuchtgebiete trockengelegt worden. Um auf diese bedrohten Lebensräume aufmerksam zu machen, hat die Naturschutzorganisation den Iltis denn auch als Tier des Jahres 2024 auserkoren: Es ist ein idealer Botschafter für eine reich gegliederte Landschaft voller natürlicher Strukturen, in denen ausser dem wilden Frettchen auch zahlreiche andere Arten ein Zuhause finden.