Weihnachtszauber in und um Stuttgart
Traditionell in Stuttgart, mittelalterlich in Esslingen oder barock in Ludwigsburg: Hier ist die Vielfalt der deutschen Weihnachtsmärkte auf engstem Raum vereint.
Traditionell in Stuttgart, mittelalterlich in Esslingen oder barock in Ludwigsburg: Hier ist die Vielfalt der deutschen Weihnachtsmärkte auf engstem Raum vereint.
Sie gehören in Deutschland zu Weihnachten wie der Christbaum, die Geschenke und die Weihnachtsgans: die Weihnachtsmärkte, die auch viele Schweizerinnen und Schweizer anlocken. Eine besonders beliebte Destination ist Stuttgart, nur drei Zugstunden von Zürich entfernt. Und wer nach dem Besuch des Stuttgarter Weihnachtsmarkts noch nicht genug hat, ist mit der S-Bahn in weniger als zwanzig Minuten in Esslingen oder Ludwigsburg, deren jeweilige Weihnachtsmärkte mit ihrem ganz eigenen Charakter verzaubern.
Der Weihnachtsmarkt der Landeshauptstadt von Baden-Württemberg blickt auf eine über 300-jährige Tradition zurück und gilt als einer der prächtigsten Europas. Vor der Kulisse des Alten und des Neuen Schlosses und der Türme der Stiftskirche erstrecken sich mehr als 200 Stände über die Plätze der Innenstadt. Es lohnt sich, den Blick auch einmal von den vielfältigen Auslagen zu heben und die aufwändig geschmückten Holzdächer der Buden zu bewundern.
Das weihnachtliche Warenangebot lässt derweil keine Wünsche offen, und auch für das leibliche Wohl ist gesorgt: Ob Deftiges oder Süsses, für jeden Geschmack ist etwas dabei – und wer sich von innen aufwärmen will, kann natürlich auf den klassischen Glühwein zurückgreifen, aber auch fantasievolle Kreationen von der «Heissen Oma» bis zur «Wilden Hilde» ausprobieren. Wem es auf den Marktplätzen zu voll und zu laut wird – besonders beengt sind die Verhältnisse an den Abenden und an den Wochenenden –, der findet etwas Distanz in luftiger Höhe: bei einer Fahrt auf dem 58 Meter hohen Riesenrad, von dem aus man die Lichter des Weihnachtsmarktes und der Stadt gemütlich von oben betrachten kann.
Eine ganz andere Atmosphäre herrscht im alternativen Winterdorf Wouahou auf dem Marienplatz: Dieses versteht sich als «bunte Alternative zum Standardangebot an Weihnachtsmärkten». Herzstück ist ein 200 Quadratmeter grosses Riesen-Tipi, in dem es abends Live-Konzerte, DJ-Musik oder Kleinkunst gibt. Rundherum stehen Stände mit allerlei Kreativem und Individuellem. Der nachhaltige Grundgedanke und die familiäre Atmosphäre seien ihm wichtig, sagt Tobias Reisenhofer, der Wouahou 2017 gegründet hat. «Der Eintritt ist gratis, und wir sind offen für alle», betont er.
Wer es festlich-romantisch mag, der sollte unbedingt einen Abstecher in den zoologischbotanischen Garten machen, der sich seit 2018 von Mitte November bis Mitte Januar in eine magisch leuchtende Weihnachtswelt verwandelt: Im «Christmas Garden» führt ein weitläufiger Rundweg an zahlreichen fantasievollen Lichtinstallationen vorbei, untermalt von traumhaften Klängen. Besonders an den gut besuchten Tagen lohnt es sich, im Voraus zu buchen, um lange Wartezeiten zu vermeiden.
Einer der aussergewöhnlichsten Weihnachtsmärkte Deutschlands findet sich in Esslingen. Der «Esslinger Mittelaltermarkt und Weihnachtsmarkt » bietet nebst dem traditionellen Weihnachtsmarkt-Programm eine verspielte, detailverliebt inszenierte Zeitreise ins Mittelalter. Während es den Weihnachtsmarkt seit 1981 gibt, kam der Mittelaltermarkt 1998 dazu. Die beiden Märkte gehen auf den Plätzen der Altstadt fliessend ineinander über und zählen zusammen rund 180 Stände. An den Wochenenden ist ausserdem ein Kunsthandwerks-Markt mit etwa 30 Anbietern offen.
Auf dem Mittelaltermarkt bieten Händler in mittelalterlichen Gewändern ihre Waren feil, und Gaukler und Spielleute sorgen für Unterhaltung. Besonders beliebt sei das Zwergenland, sagt Projektmanagerin Cornelia Pfeiffer von der Esslingen Markt und Event GmbH. Hier gibt es Spiele und Unterhaltung für Klein und Gross, zum Beispiel das handbetriebene «kleinste Riesenrad», Axt- und Messerwerfen oder Kerzenziehen. Eine weitere beliebte Attraktion ist das offene Badehaus. Die Wassertemperatur im Holzzuber beträgt anfangs 37 Grad und kann dann nach Belieben gesteigert werden; besonders Hartgesottene bleiben mehrere Stunden. Die meistgestellte Frage an die Betreiberin: «Braucht es eine Badehose?» Natürlich könne das jeder halten, wie er wolle, antwortet sie lachend. Aber: «Badehose ist für Anfänger, die Profis baden nackt!»
Eine Zeitreise der anderen Art bietet der Weihnachtsmarkt in Ludwigsburg. Die Stadt ist eine barocke Gründung aus dem frühen 18. Jahrhundert. Passend dazu ist das Thema Barock am «Ludwigsburger Barock-Weihnachtsmarkt» allgegenwärtig. Unverkennbares Markenzeichen sind die riesigen, im Dunkeln leuchtenden Engelsfiguren, die den Marktplatz mit seinen rund 150 Ständen überragen. Die Stände sind nach barockem Vorbild symmetrisch entlang breiter Gassen angeordnet. Eingerahmt wird der Markt von der Katholischen Dreieinigkeitskirche auf der einen und der Evangelischen Stadtkirche auf der anderen Seite. Hier kommt auch auf seine Kosten, wer zur Abwechslung etwas Ruhe und Andacht sucht: In den beiden Kirchen finden regelmässig Gottesdienste und Adventskonzerte statt. Nach dem hektischen Treiben in Stuttgart und dem Mittelalter-Trubel in Esslingen bietet Ludwigsburg damit den besinnlichen Abschluss der Weihnachtsreise.