Mit Weihnachtsmärkten lockt Italien erst seit wenigen Jahrzehnten. Weihnachtskrippen hingegen gehören seit Jahrhunderten zur italienischen Weihnacht. Beides – festlichen Budenzauber und populäre Krippen-Tradition – lassen sich am Lago Maggiore erleben.

Im deutschsprachigen Raum reicht die Tradition der Weihnachtsmärkte viele hundert Jahre zurück. In Italien dagegen hat sich der vorweihnachtliche Budenzauber erst in jüngster Zeit entfaltet. 1990 fand mit dem Weihnachtsmarkt in Bozen der erste seiner Art auf italienischem Boden statt. Seither aber hat das ganze Land ein Faible für die „Mercati di Natale“ entdeckt. Vom Alpenrand bis nach Sizilien laden Weihnachtsmärkte zum Schauen, Stöbern und Schmausen ein. Mit einem der grössten und schönsten im ganzen Land empfiehlt sich die kleine Gemeinde Santa Maria Maggiore im bergigen Hinterland des Lago Maggiore.

Rund 180 handverlesene Aussteller bauen in dem 1200-Einwohner-Ort Stände auf, beleuchten sie mit Lichterketten, schmücken sie mit Tannengrün. Rund um die Kirche Santa Maria Assunta und um den 1000-jährigen Campanile bieten lokale Hand- und Kunsthandwerker drei Tage lang (vom 6. bis zum 8. Dezember 2021) schöne Dinge, mit denen man gerne anderen oder sich selbst eine Freude macht – Textilen, Wohnaccessoires, Schmuck, Kosmetik, Spielzeug und vieles mehr.

Auch Käse, Wurst und Speck, Backwaren, Konfitüren und Spirituosen haben an den Weihnachtsmarkttagen Hochkonjunktur. Verschneite Alpengipfel rahmen das malerische Vigezzotal und unterstreichen die stimmungsvolle Kulisse noch. Blasmusik und Gesänge, live auf kleinen Bühnen dargebracht, tragen ihrerseits zur weihnachtlichen Heimeligkeit bei. Gegen Kälte hilft der Bicerin. So heisst das piemontesische Heissgetränk aus Schokolade, Espresso und Milch. Erfunden wurde es vor rund zweieinhalb Jahrhunderten in einem Turiner Kaffeehaus. Aber auch zu einem Wintertag in der Valle Vigezzo passt die Köstlichkeit perfekt.

Franz von Assisi – Erfinder der Weihnachtskrippe

Dass die „Mercatini di Natale“ nach der Corona geschuldeten Zwangspause im letzten Jahr dieses Mal wieder stattfinden dürfen, ist der aktuell entspannten Pandemie-Lage im Land zu verdanken. Derzeit (Stand 30. November 2021) sind Italiens Regionen aufgrund niedriger Inzidenzwerte auf der von Weiss bis Rot reichenden Skala als „weisse Zone“ eingestuft. Maskenpflicht und Abstandsregeln gelten nach wie vor. Im Gegensatz zu den Weihnachtsmärkten haben Weihnachtskrippen im Stiefelland seit dem Mittelalter ihren festen Platz. Der Heilige Franziskus von Assisi liess 1223, nach seiner Rückkehr von einer Reise ins Heilige Land, – noch ganz bewegt vom Anblick der Geburtsstätte Christi – die biblische Szenerie mit Maria, Josef und dem Kind in der Krippe in einer Grotte seiner mittelitalienischen Heimat nachstellen. Auf diese Weise wollte der Mönch seinen Zeitgenossen das Wunder der Geburt Christ näherbringen. Auch dem Papst gefiel die Idee. Er erteilte den Krippen, denen mit Figuren ebenso wie den „lebendigen Krippen“ mit echten Menschen und Tieren, seinen Segen und die Karriere der Weihnachtskrippe begann.

Krippenschau und feinste Schokolade

Wer in den Weihnachtswochen am Lago Maggiore unterwegs ist, sollte die kleinen Gemeinden nahe der Uferstadt Stresa besuchen. Die Weihnachtskrippen-Tradition wird dort regelrecht zelebriert. Krippen aus unterschiedlichen Materialien in unterschiedlichen Grössen gefertigt und in einem fantasievoll gestalteten Ambiente arrangiert, begegnet man an allen Ecken und Enden. In lauschigen Gassen, in Vorgärten, auf kleinen und grösseren Plätzen, an Uferpromenaden – jede Krippe ist eine kleine kunstvolle Welt für sich. Ein gedruckter Wegweiser leitet von Ort zu Ort und von Krippe zu Krippe, damit Besucher keines der Kleinode verpassen.

Zu den idyllischsten Orten, an denen sich „presepe“ (Weihnachtskrippen) bewundern lassen, gehört die Isola dei Pescatori (Insel der Fischer), eine der Borromäischen Inseln im Lago Maggiore. Auf dem schon in der Vorgeschichte besiedelten und seit dem 14. Jahrhundert durchgehend bewohnten Eiland leben heute nur noch 26 Menschen. Dass es in der kleinen Gemeinde immer noch Dutzende Weihnachtskrippen zu bestaunen gibt, zeugt von echter Liebe zur Tradition. Die Nachbarinsel, Isola Bella, verwandelt sich seit neuestem in der Weihnachtszeit in ein Paradies für Leckermäulchen. Schokoladen- und Nougatspezialitäten in unzähligen Variationen und unwiderstehliches Gebäck versüssen die Weihnachtszeit an diesem Ort, der seit Jahrhunderten für

Lebenskunst und Schönheit steht. Ausflugsboote pendeln in den Vorweihnachtswochen an bestimmten Tagen zwischen den Inseln und Stresa, der „Perle“ des Lago Maggiore, die sich selbst bis in den Januar hinein in ein glitzerndes Weihnachtswunderland verwandelt.

 

Autor: Susanna Kilimann

Beitragsbild: © Maggioni Tourist Marketing