Ein bisschen frische Luft, ein bisschen die Füsse vertreten – und plötzlich wurde aus einem Ausflug an Auffahrt eine Challenge, welche die gesamte Wandersaison andauerte: Familie Staub hat Berge versetzt – oder zumindest überquert, denn die ViaBerna führt über 300 Kilometer quer durch den Kanton Bern. Hanni und Thomas Staub pilgerten bereits als Paar auf dem Jakobsweg. Doch würden sie ihre beiden Töchter, die allmählich das Teenager-Alter erreichen, für liebliche Flusstäler, steinerne Giganten und mystische Moore begeistern?

«Wir haben eine neue Form von Familienzeit gesucht, und sie in der ViaBerna Challenge gefunden», erzählt Hanni Staub. Bereits nach der ersten Etappe wussten die vier Wanderlustigen: Das ist nichts Einmaliges, sondern etwas Grösseres. «Wir sind anfänglich ohne grosses Ziel losmarschiert und haben uns nach einigen Etappen vor lauter Freude dazu entschieden, einfach weiterzulaufen und an der Challenge teilzunehmen», erinnert sich Thomas Staub. So tauschten die Berner Oberländer Wohnzimmertage gegen Wanderpfade, sogar im Winter.

Familienzeit mit Fernsicht: Die ViaBerna führt auch zu Aussichtspunkten.
Familienzeit mit Fernsicht: Die ViaBerna führt auch zu Aussichtspunkten. © Familie Staub, Süderen

Anekdoten am Wegesrand

Jede der 20 Etappen mit landschaftlichen Leckerbissen und Sehenswürdigkeiten wie etwa dem Sonnenkraftwerk Mont Soleil oder dem rauschenden Reichenbachfall würzten sie mit einer Prise Eigenkreation wie zum Beispiel einem Fondue über dem offenen Feuer. Auch Wolkenbrüche vermochten ihre Pläne nicht zu durchkreuzen: «Jedes Wetter taucht die Natur in eine andere spannungsvolle Stimmung», schwärmt Hanni Staub. Natürlich habe man die Abschnitte schon ein bisschen nach Wettervorhersage ausgewählt, und gewiss habe die Witterung auch ihre Tücken.

Wolken stehen ihnen nicht im Weg: Auf der Tour bei jedem Wetter. © Familie Staub, Süderen

Einmal sei die Nässe von Tau und Nebel so tief in die Schichten der Schuhsohlen durchgedrungen, dass sie diese auswringen mussten. Anekdoten wie diese sorgen für Lacher – und angesprochen auf ihre liebsten Routen, sprechen alle schon fast so quer durcheinander, wie die ViaBerna durch den Kanton verläuft: Hasliberg! Planplatten! Schynige Platte! Und bei jedem dieser Schlag(w)orte scheint sich ein Familienalbum an Erinnerungen zu öffnen. Das Eichhörnchen, das über den Pfad huschte und die Fantasie für eine Fabel anregte. Die eine besonders sternenklare Nacht im Zelt, weit oberhalb der Baumgrenze in den Berner Alpen. Das letzte Postauto, das ihnen fast vor der Nase wegfuhr. Der Streckenabschnitt, der wegen eines Unwetters gesperrt war, und die Vier zu einem Umweg zwang, der sich als überraschend idyllisch erwies. Vom Weg abkommen könne man hingegen nicht: «Die Beschilderung ist ideal», lobt Thomas Staub.

An den Gipfeln haften nun eigene Geschichten: Familie Staub auf Wanderschaft. © Familie Staub, Süderen

Herausforderung mit Happy End

Die Vielfältigkeit innerhalb ein und desselben Kantons habe ihn beeindruckt. «Sogar die eigene Umgebung, quasi vor der Haustür, stellte sich als interessant heraus. Neu zu ent- decken, was im ersten Moment nicht abenteuerlich erscheint, ist es dann doch», ergänzt Hanni Staub.

Die Familie hat sich über die Beobachtungen in der Natur ausgetauscht, oder aber Gedanken schweigend mitgetragen. Man müsse schliesslich nichts tun, als dem Rhythmus der eigenen Füsse zu folgen und Flora wie Fauna achtsam wahrnehmen. «Es ist wahre Qualitätszeit», fasst Hanni Staub zusammen, was durchaus als Ermunterung für andere Familien zu verstehen ist, ebenfalls Wanderungen zu unternehmen. Die 20 Etappen geschafft und das Finisher-Zertikat im Rucksack zu haben, erfüllt sie alle mit Freude und Wehmut zugleich – an das Gefühl, irgendwo zwischen Wiesen, Kuhglocken und Wolken gemeinsam über sich hinausgewachsen zu sein.

Auf einer der 20 Etappen: Strahlende Gesichter bei der Schynige Platte. © Familie Staub, Süderen

Die ViaBerna

Die von der Winterpause müden Wanderwaden wecken? Dazu bietet sich die ViaBerna an, die in 20 Etappen von Bellelay im Berner Jura durch das Mittelland bis auf den Sustenpass führt. Ob auf saftigen Juraweiden, in wilden Tälern, entlang von Flussufern oder auf alpinen Anhöhen – gut möglich, dass man sich das Blümchenpflücken nicht ganz verkneift, schliesslich sind Flora (und Fauna) wortwörtlich «zum Greifen nah». Man munkelt: Wer eine Etappe abschliesst, liebäugelt mit allen 20 – Überblick darüber verschafft der kompakte Wanderführer «ViaBerna». www.viaberna.ch

Die Challenge

Wandern zum Ziel mit «Zückerli» gefällig? Dann ist die «ViaBerna Challenge» die willkommene Herausforderung: Wer 20 vorgegebene Sehenswürdigkeiten auf der 300 Kilometer langen Route besucht und auf der Wanderplaner-App aufzeichnet, erhält ein ehrenvolles Finisher-Zertifikat und nimmt an der jährlichen Verlosung teil, bei der Preise im Gesamtwert von 2500 Franken winken. Wanderschuhe schnüren, Handy zücken und loslegen: www.viaberna.ch/challenge