«Auch ausserhalb der aktiven Jagd ist man ein ein Jäger oder eine Jägerin»: Das sagt Stefan Zwygart, Jäger mit Leib und Seele und Präsident des Jagdvereins Laupen. Er hat seine Jagdprüfung vor 32 Jahren abgelegt. Da hatte er aber schon einige Erfahrung: Seit er zwölf Jahre alt war, begleitete er seinen Onkel bei der Jagd. «Er hatte eine grosse Ethik und es war ihm wichtig, vernünftig und respektvoll zu jagen – das hat mich beeindruckt.» Diesen Werten lebt Stefan Zwygart, der sich auch in der bernischen Jagdausbildung engagiert und JungjägerInnen begleitet, bis heute nach. «Wir versuchen nicht, ein Tier zu erlegen – wir tun es, und darum schiessen wir nur dann, wenn alles stimmt.» Er habe viel Respekt vor dem Wild: «Wir befördern ein oftmals gesundes Lebewesen in den Tod, und darum machen wir das sehr bewusst.»

Umfassende Aufgaben

Sowieso sei das Töten eines Tieres nur ein sehr kleiner Bruchteil des Jägerlebens. JägerInnen retten beispielsweise Rehkitze vor den Mähmaschinen, sammeln im Wald Abfall ein, holen Dreck und Müll aus Biotopen, bringen entlang der Strassen Verblendungen an, pflanzen Sträucher und Bäume, befreien im Winter im Gebirge Gebüsch vom Schnee, damit die Tiere einfacher Zugang zu ihren Futterquellen haben, und helfen bei der Suche nach Tieren, die von Autos angefahren wurden. Aber auch auf der Jagd selber ist der Abschuss ein kleiner Teil. «Ich erlege nicht jedes Mal, wenn ich auf der Jagd bin», sagt Stefan Zwygart. Dann kehrt er jedoch nicht enttäuscht zurück. Denn wichtig ist ihm das Draussensein, das Spüren und Erleben der Natur. «Die Stille am Morgen früh auf dem Ansitz – das ist faszinierend.»

Jäger Stefan Zwygart
Stefan Zwygart mit seinen Hunden. (c) zvg

Viel zu lernen

Derzeit absolvieren mehr JungjägerInnen die Ausbildung, und auch mehr Frauen sind dabei. Sie beschäftigen sich mit der eidgenössischen und kantonalen Jagd-Gesetzgebung, lernen den Umgang mit Waffen, büffeln die Anatomie der Tiere, gewöhnen sich an die Waidmannssprache, setzen sich mit Hundeführung auseinander, pauken Pflanzenkunde und werden mit der Hege vertraut.

Wer die Anatomie der Tiere kennt weiss auch, wohin der Schuss gehen soll. Nämlich in die Kammer, um Herz und Lunge zu treffen. Je nachdem hat das Tier danach noch genügend Sauerstoff, um trotz tödlichem Schuss eine kurze Flucht anzutreten. Dann kommen Samuel und Silka zum Einsatz: die beiden Hunde spüren das beschossene Wild innert Kürze auf. So wie sie auch angeschossene Tiere suchen. «Diese Nachsuche ist sehr wichtig und gesetzliche Pflicht», sagt Zwygart: «Jeder Jäger muss alles dafür tun, das Wild zu finden, das er angeschossen hat.» Er übernimmt mit seinen Hunden die Nachsuche für JägerInnen, die selber keine Hunde haben.

Selber metzgen

Mit seiner Dreier-Jagdgruppe erlegt Stefan Zwygart in der Jagdsaison rund zehn bis zwanzig Enten im Jahr, einige Füchse und Dachse sowie über ein Dutzend Rehe und ab und zu eine Wildsau. Sie brechen die Tiere nicht nur auf – das heisst, sie entfernen die Eingeweide –, sondern metzgen sie auch selber. «So sehe ich, ob ich korrekt geschossen habe, und erarbeite mir mehr Wissen.» Das Fleisch ist für den Eigengebrauch: «Ich schätze es sehr zu wissen, woher mein Fleisch stammt und dass das Tier keinen Stress hatte, bevor wir es erlegt haben.»

www.jagdverein-laupen.ch