Wenn in den Tälern bereits der Frühling Einzug hält, herrschen in den höheren
Lagen die perfekten Bedingungen für ausgedehnte Skitouren.

Je mehr der Frühling voranschreitet, desto länger wird vom Tal aus der Zustieg, um ausreichend Schnee zu finden. Dabei gibt es genau jetzt nordseitig feinsten Powder und südseitig schöne Firn-Abfahrten – und das alles bei relativ sicheren Lawinenverhältnissen. Da die Passstrassen noch unter einer dicken Schneedecke begraben liegen und sich die Liftunterstützung bereits in die Frühlingspause verabschiedet haben, braucht es Alternativen. Bisher hiessen die Optionen entweder laufen, und dies vor und nach der Tour, oder mit dem Mountainbike bis zum Schnee radeln. Wobei dieses Konzept nur bedingt aufgeht: Mit 15 Kilo Ausrüstung, Proviant, Skiern und Skischuhen am Rucksack, wirkt auf steilen Forstwegen die Schwerkraft und bremst einen auf Wandertempo zurück.

© MARCO TRIEBELHORN

LEICHTERE AUFSTIEGE
Doch moderne Technik kann Abhilfe schaffen. Das E-Mountainbike erlebte in den letzten Jahren einen wahren Siegeszug. Immer mehr Menschen vertrauen aus unterschiedlichen Gründen auf die E-Unterstützung. Logisch, dass diese technologische Entwicklung vor der Skitouren-Gemeinschaft keinen Halt macht und für den Zustieg genutzt wird. Während die Aufstiege zu Fuss (zu) viel Zeit in Anspruch nehmen, machen sie mit einem E-Mountainbike sogar Spass. Der Motor gleicht das zusätzliche Gewicht der Ski- Ausrüstung mühelos aus, und dank der Power des Antriebs ist man nicht schon total ausser Puste, wenn man auf die Skier umsteigt. Somit liegen auch etwas längere Aufstiege und spassigere Abfahren auf Ski und E-MTB drin.

ELEKTRIFIZIERTE WINTER-PREMIERE
Für meine «E-Bike to Ski-Premiere» entscheide ich mich für eine Tour, die maximales Panorama verspricht. Ich starte in Vaduz, dem Hauptort des Fürstentums Liechtenstein auf rund 500 Metern. Zwischen Österreich und der Schweiz am rechten Rheinufer gelegen, ist das Fürstentum eher als Kulturzentrum und Finanzplatz bekannt. Doch die Monarchie liegt mitten im europäischen Alpenbogen und bietet auch eine eindrückliche Gebirgswelt.

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GEFÜHL VON FREIHEIT
Skier und Ski-Schuhe an den Rucksack geschnallt, geht’s beim ersten Tageslicht los. Auf der ausgeschilderten Mountainbike-Route geht es steil in Richtung Triesenberg und schnell ist klar: Im Vergleich zur Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder Auto verlängert das E-Mountainbike das eigentliche Abenteuer, bereits die Anfahrt vermittelt ein Gefühl von Freiheit. Die Frühlingswiesen blühen und das  bevorstehende Schnee-Abenteuer scheint fern. Auf der alten Malbun-Bergstrasse, fernab des motorisierten Verkehrs, führt die Route durch einen alten, schmalen Tunnel. Auf der Nordseite angelangt, herrscht noch immer der Winter mit eisigem Griff. Tausend Höhenmeter sind schon geschafft und erst hier, ab der kleinen Ortschaft Steg, geht der eigentliche Zustieg los. Bis hierhin hätte man nämlich auch den Linienbus nehmen können.

SKIER ANSCHNALLEN
Ab Steg geht es auf rund 1300 Meter ins Tal hinein in Richtung Alp Valüna. Das E-Mountainbike bezwingt mit den breiten Reifen die Schneeresten problemlos. Durch den niedrigen Schwerpunkt des Bikes liegt dieses stabil auf den Trails, was zusätzliche Sicherheit verschafft. Hinten im Tal werde ich positiv überrascht, denn die Kiesstrasse wurde bis zur ersten Alp schon geräumt, und das bedeutet leichtes Vorwärtskommen. Mittlerweile ist es auch Zeit, das Rad stehen zu lassen, denn der Batteriestatus im Display zeigt an, dass ein paar Wattstunden für die Fahrt zurück nach Vaduz aufgespart werden sollten. Ab Heidböchel gilt
deshalb: Skier anschnallen!

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IM FIRN DEM FRÜHLING ENTGEGEN
Die Abfahrt beschert mir schöne Schwünge im Firn, mit Blick ins Tal, wo andere Menschen gleichzeitig auf dem Rheindamm Radfahren und Inlineskaten. Bei der Schlüsselstelle ziehe ich die Skier nochmals schnell aus und bezwinge sie sicher zu Fuss. Nun gilt es nochmals zu geniessen, was der Tag skitechnisch zu bieten
hat. Viel zu schnell bin ich wieder zurück bei den E-Bikes und mache mich auf den Rückweg. Bei der Alp Valüna geniesse ich nochmals die Sonne im Gesicht inmitten der alpinen Bergwelt und nutze die Gelegenheit, um die Steigfelle z trocknen.
antritt.ch

Nathalie Schneitter