Der Spätsommer eignet sich optimal für einen Städtetrip – und diverse idyllische Schweizer Kleinstadtperlen warten nur darauf, entdeckt zu werden.

Viele kleine Schweizer Städte-Bijoux versprechen «Ferien in Langsamkeit» – und als bewusstes Gegengewicht zum digitalen Alltag steht Entschleunigung voll im Trend. In Ruhe und Gemächlichkeit offenbaren viele idyllische Orte ihre ganz besondere Schönheit. Sie könnten geeigneter nicht sein, um einige unvergessliche Tage in der Schweiz zu verbringen und die Batterien wieder aufzuladen.

DIE TAUSENDJÄHRIGE STADT
Beispielsweise in Neuenburg, wo weithin sichtbar das Wahrzeichen über der Stadt thont: Das Schloss und die gotische Kollegiatskirche aus dem 12. Jahrhundert. Die tausendjährige Stadt ist wahrlich reich an Schätzen und lädt zum Eintauchen in die Geschichte ein. Idyllisch an bevorzugter Lage am Neuenburgersee gelegen, verströmt die Stadt mit ihren Bauten aus Hautrive-Stein, jenem speziellen gelben Kalkstein, der die gesamte Stadt in einen warmen Gelbton hüllt, einen ganz eigenen Charme. Flaniert man durch die Gassen der Altstadt, kann man sich gut vorstellen, weshalb das Städtchen in der Belle Époque ein beliebter Ausflugs- und Ferienort der Schönen und Reichen war. Ein Abstecher in die Rue des Chavannes ist lohnenswert: Alle zwei Jahre bemalen etablierte Kunstschaffende die treppenähnliche Strasse neu und verleihen ihr ein neues buntes Kleid. Die Ufer des Neuenburgersees sind derweil vom Schiff aus noch
schöner zu betrachten, und daher ist eine Schifffahrt die ideale Abwechslung. Die Schiffsstation ist nur einige Gehminuten vom Stadtzentrum
entfernt. Eine Entdeckungstour durch das Drei-Seen-Land an einem Wochenende sollte man sich keinesfalls entgehen lassen.

Neuenburg ®Reto_Duriet
Neuenburg ®Reto_Duriet

ROMANTISCH IM VALLON DE L’ERMITAGE
Direkt über Neuenburg gelegen, überrascht das idyllische Vallon de l’Ermitage mit mehreren Highlights: Ein romantisches Tal samt botanischem Garten, ein Aussichtspunkt und das bekannte Centre Dürrenmatt – das Vallon de l’Ermitage geniesst den Ruf einer Entspannungsoase. Die üppige Vegetation, ein hübscher Teich sowie das Café inmitten des mediterranen Gartens laden zum Verweilen ein. Auf dem Aussichtspunkt Roche de l’Ermitage hat man eine gute Sicht auf die Stadt, den See und die Alpen. Das Centre Dürrenmatt war das ehemalige Wohnhaus des Autors, und Mario Botta schaffte daraus eine Stätte, wo Dürrenmatts Geist noch heute lebendig ist. Es beherbergt teils permanente, teils wechselnde Ausstellungen.

ALLES IM FLUSS IN DER HAFENSTADT
Eine besondere Wasserstadt verspricht entspannte Aufenthalte: Arbon im Thurgau. Arbons attraktive Lage am Bodensee erlaubt schlicht  nichts anderes als ab ins, aufs oder ans Wasser! Am Ufer spazieren die Besucher durch Kastanienalleen, idyllische Parks, entlang von Spielplätzen, Strandbädern und Naturschutzgebieten. Und mit dem Kursschiff der Schweizerischen Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft erleben Besucher den Bodensee aus allen Perspektiven. Arbon besitzt auch eine äusserst charmante Altstadt: Nach Abbruch einiger Häuser mit schlechter Bausubstanz entstand der idyllische Fischmarktplatz, wo der Blick frei geworden ist auf die schön restaurierten Nachbarhäuser, zum Teil mit Fachwerk und Fresken. Der muschelförmige Brunnen mit der neckischen Fischerin aus Bronze besitzt ebenfalls ein besonderer Reiz. Der Platz ist das ganze Jahr hindurch Standplatz verschiedener Märkte, von Konzerten und Festen.

Arbon ©Perretfoto.ch
©Perretfoto.ch

ENTSPANNTES URBANES GEFÜHL
Mit Sommerfeeling pur wartet die schönste Barockstadt der Schweiz auf: Sei es beim Schwimmen, Kanufahren oder einer entspannten Auszeit an der Solothurner Riviera – in den warmen Monaten fühlt man sich hier wie in südlichen Gefilden. Man könnte meinen, Solothurn liege am Meer. Denn mit den farbigen Sonnenschirmen, frischem Kaffeeduft und feinen Gelati kommt an der Solothurner Riviera richtig mediterrane Ferienstimmung auf. Hier reihen sich die Bars und Restaurants entlang der Aare aneinander und laden mit ihren lauschigen Terrassen zum Geniessen an der Sonne ein. Das Attisholz Areal ist derweil ein moderneres Highlights – hier breitet sich grossstädtisches Urbanfeeling aus, wenn auch ohne jegliche Hektik. Denn in der grössten Industriebrache der Schweiz entsteht nach und nach ein lebendiges Quartier, ein selbstverständliches Mit- und Nebeneinander von Wohnen, Arbeiten, Bildung, Forschung – von Leben, Erleben und Geniessen in dem schönen Erholungsgebiet an der Aare.

Solothurn (c) ST
Solothurn (c) ST

DAS TOR ZUM BERNER OBERLAND
Ebendiese Aare fliesst bekanntlich auch durch das idyllische Thun. Das Tor zum Berner Oberland ist voller Charme und besticht durch die Kombination von Bergen und dem Thunersee. Einblicke in die bewegte Geschichte Thuns erhalten die Besucher im Schloss Thun, auf einem Stadtrundgang oder beim Spaziergang am See zum historischen Thun-Panorama Museen und wunderschön erhaltene Häuser entführen in vergangene Jahrhunderte. Zurück ins Jetzt holt die pulsierende und gleichzeitig gemütliche Stadt ihre Besucher mit ihren zahlreichen Cafés und Plätzen, direkt an der Aare oder an lauschigen Ecken – Thun ist lebhaft und ruhig zugleich; es fällt einem in der Tat leicht, dem Charme dieser einzigartig schönen Stadt zu verfallen.

WELSCHER CHARME
Das unweit des Murtensees gelegene Avenches gehört ebenso zu den schönsten Dörfern der Schweiz – und ist mit einer ruhmreichen Vergangenheit gesegnet. Aus der Zeit, als sich Avenches Hauptstadt des römischen Helvetiens nennen konnte, zeugt heute noch das ehemalige römische Amphitheater. Abgesehen von Erkundigungen des einzigartigen Erbes aus der Römerzeit lädt die Stadt heute primär zum Entspannen und Verweilen ein – Avenches strahlt unverkennbar welschen Charme aus. Das Zentrum des Städtchens mit seinen Laubengängen und etlichen bemerkenswerten Fassaden im Stil der Gotik und Renaissance ist wahrlich verträumt. Das Osttor und der Tornallaz-Turm bieten ein aussergewöhnliches 360°-Panorama auf die von der teils noch sichtbaren Ringmauer eingeschlossenen Römerstätte, die mittelalterliche Altstadt Avenches, den Murtensee und die Rebberge am Vully. Hier erschliesst sich die Schönheit der Hauptstadt des römischen Helvetiens in ihrer grünen Umgebung auf einen Blick.

MEDITERRANES FLAIR AM BODENSEE
Ein südländisch anmutendes Flair besitzt auch das Städtchen Rorschach – die malerische Hafenstadt liegt eingebettet zwischen den sanften Hügeln des Appenzellerlandes und der Weite des Bodensees. Das mediterrane Gefühl lässt sich natürlich am besten zu Wasser erleben: Ab dem Rorschacher Hafen fahren täglich Schiffe nach Lindau, zur Insel Mainau/ Meersburg und über den Altenrhein nach Rheineck. Die Badhütte in Rorschach aus dem Jahr 1924 ist übrigens das einzig verbliebene Bauwerk seiner Art am Schweizer Bodenseeufer. Die hölzerne Badeanstalt steht auf Pfeilern im See und ist nur über eine Brücke vom Ufer her zu erreichen. Sie ist nicht nur eine Touristenattraktion, sondern auch ein Treffpunkt zum Relaxen für die Einheimischen.

DIVERSE BAUSTILE IN DER ALTSTADT
Mit einer bewegten Geschichte kann das Städtchen Puntrut im Kanton Jura, nahe an der Grenze zu Frankreich, auftrumpfen. Die malerische Altstadt ist hiervon Zeuge, denn die Bauwerke vereinen diverse Epochen: Sie wurden im barocken, gotischen und neoklassizistischen Stil erbaut. Dazwischen stehen grosse alte Brunnen wie der Samariterbrunnen (1564) und der Schweizerbrunnen (1518). Von den mittelalterlichen Stadtbefestigungen ist die 1563 erbaute «Porte de France» noch erhalten. Der Denkmalpflege ist es denn auch zu danken, dass die Stadt Pruntrut 1988 den Wakkerpreis für ihr historisches Zentrum zugesprochen bekam. Porrentruy, wie das Städtchen auf Französisch heisst, wirkt heute angenehm verschlafen und lädt dazu ein, die Umgebung in aller Ruhe zu entdecken. In Langsamkeit eben.

Elisha Nicolas Schuetz

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