Eine Etappe ist nicht genug
Cammino Balteo, Alta Via und Via Francigena: Die Klassiker unter den Mehrtageswanderungen führen mal hoch in die italienischen Alpenwelt, dann wieder hinab zu urbanen Spuren der Römer.
Cammino Balteo, Alta Via und Via Francigena: Die Klassiker unter den Mehrtageswanderungen führen mal hoch in die italienischen Alpenwelt, dann wieder hinab zu urbanen Spuren der Römer.
Zu den vielseitigsten Weitwander-Routen im Aostatal gehört sicher der Cammino Balteo: Der Weg erschliesst nämlich die ländliche Schönheit und die städtische Kultur der Region auf fast 350 Kilometern. Um einige der spannendsten Ecken des Aostatals zu entdecken, genügt aber auch eine der insgesamt 23 Etappen: So bietet die 18. Teilstrecke zwischen Aymavilles und der Hauptstadt Aosta bereits zahlreiche Sehenswürdigkeiten. Am Ausgangspunkt lohnt sich zum Beispiel ein Abstecher zu den Kirchen Saint Léger und Cristo Re. Nach einem leichten Aufstieg schliessen sich Passagen durch Weinberge und an Waldrändern an. In der Gemeinde Jovençan werden Kulturfreunde sodann vom mittelalterlichen Ortskern von Pompiod empfangen. Auf halber Hang-Höhe geht es weiter zum Weiler Moulin di Gressan, wo im Naturschutzgebiet das Öko-Museum Maison de Gargantua als nächstes Zwischenziel wartet. Schliesslich folgt die 18. Etappe noch einem Bachlauf bis zum Weiler Château di Charvensod, um nach einem Abstieg endlich nach Aosta zu führen.
Noch Kraftreserven in den Waden? Die beiden Höhenwege Alta Via 1 und 2 sind ebenfalls spannende Adressen für Weitwandernde. Die erste Variante wird auch «Weg der Giganten» genannt, was angesichts der höchsten Gipfel Europas rundum nicht erstaunt. Zu Füssen von Monte Rosa, Matterhorn und Mont Blanc verläuft die Alta Via 1 flussabwärts dem Tal der Dora Baltea entlang, wobei Donnas und Courmayeur die Start- und Zielpunkte bilden. Auch hier verlangen die 17 Tagesetappen nach viel Kondition, da sich die Route zwischen 2000 und 3000 m ü. M. bewegt – entschädigt werden Wandernde dafür mit dem Blick auf Wiesen, Weiden, Wälder und Felsen.
Die Alta Via 2 wiederum gilt als Naturhöhenweg, da die Strecke zu grossen Teilen durch den Nationalpark Gran Paradiso und den Regionalpark Mont Avic führt. Seltene Alpentiere und rare Bergblumen säumen somit den Wegesrand, doch auch bewohnte Gebiete werden immer wieder durchquert, wobei Gäste Einblick in die regionale Handwerkskunst erhalten und die regionaltypischen Delikatessen kosten können.
Als dritte Option für mehrtägige Touren im Aostatal bietet sich die Via Francigena an. Die fünf Etappen starten noch auf Schweizer Seite am Grossen St. Bernhard-Pass, dann windet sich die Strecke das gleichnamige Tal hinunter. Dabei folgen Wandernde zwischen Nadelwäldern und Wiesen den Spuren der Römer, die hier einst eine Handelsroute pflegten. Doch es gibt auch lebendige Kultur zu entdecken: In der Ortschaft Saint-Rhémy etwa ist eine Rast empfehlenswert, wird hier doch der berühmte Rohschinken
«Jambon de Bosses» hergestellt. Die zweite Etappe folgt dann den «Rus» genannten Wasserläufen nach Aosta. Auch Obstbäume stehen auf diesen Passagen öfters Spalier. Der Hauptort der Region Aostatal punktet wiederum mit seiner Dichte an antiken Denkmälern – das Spektrum reicht hier vom Mauerring der Porta Praetoria über das Theater Kryptoportikus bis zum Augustusbogen. Die Heimat des Muscat-Weins, die Festung Montjovet, die Römerbrücke von Pont-Saint-Martin – auch die weiteren Etappen der Via Francigena geizen nicht mit Highlights.