Die Ausstellung «Akris. Mode. selbstverständlich» ermöglicht im Zürcher Museum für Gestaltung noch bis zum 24. September Einblick in die enge Zusammenarbeit zwischen Akris und der St.Galler Textilindustrie. Zu sehen sind auch jene Akris-Kollektionen, in denen das Lokale zur Referenz wird.

Innovative Stoff-Kreationen, zeitlos moderne Entwürfe und überraschende Kollektionen, die immer wieder auf die Kunst oder Architektur verweisen: Das St.Galler Modeunternehmen Akris macht an der Paris Fashion Week als einziges Schweizer Modehaus Furore mit seiner Balance zwischen Zeitgeist und Eigenständigkeit, zwischen Experiment und Tradition. Die Ausstellung «Akris. Mode. selbstverständlich» lädt dazu ein, in die künstlerisch inspirierten Kollektionswelten des Designers Albert Kriemler einzutauchen. Besucherinnen und Besucher haben auch Einblick in die anspruchsvollen handwerklichen und technischen Prozesse des Hauses.

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Porträt von Alice Kriemler-Schoch in ihrem Büro © Akris

Im Zentrum der grossen Ausstellung stehen künstlerische Welten, welche die Kollektionen der letzten rund zehn Jahre inspirierten. Nicht zufällig sind die Inspirationen durch Künstlerinnen und Künstler, die intensive Auseinandersetzung mit Kunst, Architektur, Grafik oder Fotografie zu einem Markenzeichen von Akris geworden.

Alles begann mit Schürzen

Nur wenige Modehäuser blicken auf eine 100-jährige Familientradition zurück. Das St.Galler Unternehmen Akris ist eines davon. Der Name des Modelabels ist eine spielerische Ableitung aus dem Namen Alice Kriemler-Schoch, der Grossmutter des heutigen Eigentümers. Als junge Frau und eben Mutter geworden, gründete sie 1922 in St.Gallen ihr eigenes Unternehmen. In ihrem Atelier beschäftigte sie junge Näherinnen, die Schürzen mit Stickereien fertigten. Vor hundert Jahren waren Schürzen noch Teil der Garderobe einer jeden Frau. Zur Zielgruppe der Unternehmerin gehörten jedoch vor allem Frauen, die nicht im eigenen Haushalt arbeiteten. Alice Kriemler-Schochs Schürzen waren anders − schlichter, dem Zeitgeist der 1920er Jahre entsprechend.

Max und Ute Kriemler auf der Terrasse ihrer neuen Wohnung, 1960er Jahre © Akris

Über zwei Generationen hin hat sich das internationale Modehaus weiter entwickelt. Erst unter der Leitung von Max und Ute Kriemler, dann Albert und Peter Kriemler. Heute beschäftigt das Unternehmen in der Schweiz rund 480 Mitarbeitende. Als eines der wenigen noch unabhängigen Modehäuser operiert das Unternehmen nach wie vor von St.Gallen aus. Akris hat Tochtergesellschaften in den Vereinigten Staaten, Japan und Korea und betriebt eigene Boutiquen an den besten Standorten der Welt.

Zuerst dteht der Stoff

Das in dritter Generation familiengeführte Modehaus ist weltweit bekannt für seine einzigartigen Doubleface-Stoffe, seinen feinen Kaschmir, seine innovative St.Galler Stickerei und seine digitalen Fotodrucktechniken. Die Akris-Kollektionen, von Creative Director Albert Kriemler entworfen, zeichnen sich aus durch selbstverständliche Eleganz und klare Linienführung. Seit 2004 präsentiert Akris seine Kollektionen auf der Pariser Modewoche.

Akris Creative Director Albert Kriemler mit Kurator Karin Gimmmi
Kurator Karin Gimmi und Akris Creative Director Albert Kriemler © Akris

Das Studio im Stammhaus ist für Albert Kriemler und sein Team vor allem ein Ort der kreativen Freiheit. Täglich entstehen hier die Musterkollektionen, gemeinsam mit Designerinnen, Modellistinnen, Schneider, Schnittmacher, den langjährigen Meisterinnen und Meister ihres Faches, wie Albert Kriemler sie nennt. Er sieht den Sinn der Mode unter anderem darin, die natürliche Schönheit und Anmut einer Frau hervorzuheben. Für ihn beginnt alles mit dem Stoff. «Wenn ich einen Stoff berühre, weiss ich, was ich damit anfangen kann. Dann beginne ich zu zeichnen.»

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Akris, Albert Kriemler x Reinhard Voigt, Drei Teile Druck, Werbekampagne, Herbst/Winter 2022 © Akris

Die Modelle, die er entwirft, sollen nicht nur den Körper einer Frau umspielen, sondern auch ihre Individualität ausdrucken. «Wenn eine Frau einen Raum betritt, möchte ich, dass die Menschen zuerst ihre Persönlichkeit sehen und danach ihre Kleidung bemerken», sagt er. 2008 wurde Albert Kriemler mit dem Grand Prix Design des Bundesamtes für Kultur ausgezeichnet. Ein Jahr später erhielt er den Ehrenpreis Merit für seine Lebensleistung und 2010 dann den Star Award für Modedesign bei den Fashion Group International Awards in New York.

Zusammenarbeit mit anderen

Vom Akris-Firmensitz ist es nicht weit zu den Stickerei-Produzenten wie Forster Rohner, Jakob Schlaepfer oder Bischoff Textil, welche den Ruhm St.Gallens als Textilzentrum mitbegründeten und aus der internationalen Modewelt nicht mehr wegzudenken sind. Gemeinsam mit diesen Partnerinnen und Partnern werden Stoffe kreiert, die oft weit über das hinausgehen, was machbar scheint: Mit Digitaldruck wird auf Paillettenstoff experimentiert oder ein bestickter Mantelstoff erweist sich erst auf den zweiten Blick als Hommage an das Muster der farbigen Dachziegel der Kirche St. Laurenzen in St.Gallen.

Akris, Albert Kriemler x Carmen Herrera, Streetstyle-Foto, Frühling/Sommer 2017 © Bon Wongwannawat

Da es bei Mode auch immer um das sinnliche Gefühl beim Tragen und um die Stoffhaptik geht, lädt Akris in der Ausstellung im Zürcher Museum für Gestaltung dazu ein, in eine Reihe von Kleidungsstücken zu schlüpfen und verschiedenste Gewebe und Materialen zu «begreifen». Denn, Mode zu entwerfen, die in ihrer Erscheinung selbstverständlich ist und sich auch so anfühlt, ist eines der wichtigsten Anliegen des Designers Albert Kriemler. Die Ausstellung «Akris: St.Gallen, selbstverständlich», ist vom 6. Oktober bis 25. Februar 2024, auch im Textilmuseum in St.Gallen zu sehen. Sie gibt Einblick in die enge Zusammenarbeit zwischen Akris und der St.Galler Textilindustrie und präsentiert jene Akris-Kollektionen, in denen das Lokale zur Referenz wird.

www.museum-gestaltung.ch/agenda
www.textilmuseum.ch