Unterwegs wie die Säumer
Im eigenen Tempo und nach Lust und Laune den Kanton Bern erwandern: Die 20 Etappen der Mehrtageswanderung auf der ViaBerna versprechen ein ganz besonderes Erlebnis. Heute lockt der Saumweg auf den Sustenpass.

Im eigenen Tempo und nach Lust und Laune den Kanton Bern erwandern: Die 20 Etappen der Mehrtageswanderung auf der ViaBerna versprechen ein ganz besonderes Erlebnis. Heute lockt der Saumweg auf den Sustenpass.
Die spektakuläre Weitwanderroute ViaBerna führt über 300 Kilometer und in 20 Etappen vom Jura über das Mittelland bis in die Alpenregion. Alle Strecken sind mit der Routennummer 38 signalisiert. Dass die ViaBerna ein beliebter Weitwanderweg ist, beweisen das positive Medienecho und die vielen Wanderinnen und Wanderer. Entsprechend wächst die Infrastruktur des Fernwanderwegs: Immer mehr Sitzbänke entlang der Route laden Wandernde zur Ruhepause.
Die ViaBerna beginnt mit einem Highlight beim Maison de la Tête de Moine in Bellelay. Hier geht es natürlich nicht um Mönchsköpfe, sondern um den beliebten Käse, der über Jahrhunderte seinen einzigartigen Charakter behalten hat. Seine Geschichte zeigt das Museum im Nebengebäude des Klosters auf eindrückliche Art und Weise. Den Abschluss der ViaBerna macht der alte Saumweg auf den Sustenpass. Mit seinen Trockenmauern, Steintreppen und Platten gilt er als eine der schönsten Passrouten der Schweiz. Deshalb machen wir diesen attraktiven Weg zu unserem heutigen Etappenziel.
Nach dem Start im hübschen Bergdorf Gadmen führt die letzte Etappe der ViaBerna über die alte Passroute. Die Gemeinde Innertkirchen (ehemals Gadmen) hat übrigens mit grossem Einsatz dazu beigetragen, die alte Passwegbaukunst in urtümlicher Natur, abseits des motorisierten Verkehrs, wieder herzurichten. Vorbei an den Hütten auf der Alp Wyssenmad geht die Wanderung zur aussichtsreichen Höhe von Steinweng.
Unterwegs lohnt sich ein Blick zurück ins Gadmertal. Auf einem Plattenweg durch die sumpfige Hochmoorlandschaft gelangen die Wandernden zum Alpinzentrum beim Steingletscher. Je höher der Aufstieg, je wilder und urchiger die Bergwelt. Sich vom zarten Schleier der Wasserfälle kühlen lassen, die Füsse in den Bergbächen baden oder einfach die Gletscherseen und Hochmoore betrachten: Die Vielfalt an Gewässern und die hochalpine Landschaft machen diese Etappe zu einem besonderen Erlebnis. Weiter gehts vorbei am tosenden Gletscherbach des Steiwassers hinauf zur Passhöhe, auf der sich die Gipfel des Gwächtenhorns und des Giglistocks in einem Bergseelein spiegeln. Die Postautostation auf 2222 m ü. M. an der Grenze zwischen dem Kanton Bern und Uri bildet den Schlusspunkt dieser Etappe und der 300 Kilometer langen ViaBerna. Wie schön, dass das Postauto nach der anspruchsvollen Route die müden, glücklichen Wanderinnen und Wanderer zurück nach Innertkirchen fährt.
Die einzigartige Berglandschaft der Susten-Route mit ihren tosenden Bergwassern gewährt Einblick in die Technik der damaligen Wegebauer. Tauchen wir ein in die Zeit von Napoleon, als das Wallis von Frankreich annektiert worden war. Um hohe Zollabgaben zu umgehen, hatten die Berner einen Ersatz für die Grimselroute gesucht. So bauten die Stände Bern und Uri 1811 die Strassenverbindung über den Sustenpass, die jedoch nach dem Sturz Napoleons und nach dem Bau der neuen Passstrasse schnell an Bedeutung verlor. Im Jahr 1993 wurde dann die frühere Verbindung als Zeuge alter Passwegbaukunst wieder hergerichtet.