Der Wein, der auf dem Everest war
Die Swiss Sherpa Stiftung unterstützt Bergvölker in Regionen mit touristischem Entwicklungspotenzial. Finanziert werden die Projekte mit dem Verkauf von Sherpa-Wein.
Die Swiss Sherpa Stiftung unterstützt Bergvölker in Regionen mit touristischem Entwicklungspotenzial. Finanziert werden die Projekte mit dem Verkauf von Sherpa-Wein.
«Sherpas, die wahren Helden am Everest»: Das ist der Titel eines Dokumentarfilms des Schweizer Fernsehens von 2009. Entstanden ist das Filmmaterial für den dreiteiligen Beitrag während einer Schweizer Expedition von 2008, bei der auch der Walliser Bergführer und Unternehmer Patrick Z’Brun den höchsten Berg der Erde bestieg. Er beschloss bereits während dieser Expedition, dass er künftig Sherpas auf ihrem Weg zu mehr Eigenständigkeit unterstützen würde. Finanziert werden die Projekte mit dem Verkauf von Sherpa-Wein.
Die Lage der Bergführer und Träger im Himalaya erinnerte Patrick Z’Brun an jene seiner Vorfahren 200 Jahre zuvor. «Als die ersten englischen Touristen in die Schweiz kamen, trugen junge Walliser und Berner Oberländer deren Material in die Berge.» Zuvor hatten sie die Berge gemieden, da sie gefährlich waren und wirtschaftlich nichts hergaben. «Diese jungen Träger wurden zu den ersten Bergführern der Schweiz und fungierten als Botschafter für die Tourismusregionen», sagt Patrick Z’Brun. Sie trugen das Material, suchten den Weg, fanden manchmal den Tod; bekannt wurden aber die wenigsten, Ruhm und Ehre genossen die englischen Bergsteiger.
«Das ist nun auch bei den Sherpas so», sagt Patrick Z’Brun. Zurück in der Schweiz hat er darum die Swiss Sherpa Stiftung gegründet. Zu Beginn ermöglichte es die Stiftung zwölf Sherpas, in der Schweiz Bergführerkurse zu absolvieren. Dadurch anerkannte der internationale Bergführerverband Nepal als Mitglied, und seither finden im Land selber Bergführerkurse statt.
Seit sechs Jahren bietet die Stiftung in Nepal zudem Lawinenkurse an; dies vor allem für die Träger. «Sie sind oft alleine zwischen 6000 und 8000 Metern über Meer unterwegs», sagt Patrick Z’Brun. «Dieser Kurs macht sie sicherer und erhöht die Chancen, dass jemand sie als Träger einstellt.» Langsam geht nun die Leitung der Kurse von den Schweizern an die Nepalesen über.
Die Stiftung ist aber auch in Pakistan und in Argentinien aktiv. «Wir bieten dort ebenfalls Ausbildungsprogramme an, um Bergvölker in Regionen mit touristischem Entwicklungspotenzial zu unterstützen», sagt Patrick Z’Brun. In Pakistan hilft die Stiftung bei die Bergführerausbildung, in Argentinien entwickelt die Stiftung ein Bergsteigerzentrum.
Die besten Kenntnisse am Berg nützen nichts wenn die Bergführer und Träger die Gäste nicht verstehen. Daher finanziert die Sherpa-Stiftung auch Englischkurse; in Pakistan hat sie beim Ausbau einer Schule mitgeholfen, damit bereits die Kinder Englisch lernen.
Als Mitinhaber des Walliser Weinguts Domaines Chevaliers hat Patrick Z’Brun zur Finanzierung der Stiftung einen Sherpa-Wein lanciert; von jeder verkauften Flasche geht ein Franken an die Stiftung (siehe auch Kasten). Das Geld aus dem Weinverkauf deckt rund 80 Prozent des Aufwands der Sherpa-Stiftung. «Der Wein ist aber auch eine Hommage an die Sherpas», sagt Patrick Z’Brun. Er gebe ihnen damit ein Gesicht. Die Etikette der Weinlinie ist buddhistischen Gebetsfahnen nachempfunden, die im Himalaya im Wind flattern. Der Wind trägt die Gebete in den Himmel zu den Göttern. Auf den Etiketten finden sich auch Zeichnungen und Texte aus dem Tagebuch von Patrick Z’Brun, welche prägende Momente seiner Everest-Besteigung wiedergeben. «Die Etiketten sind dadurch sehr persönlich.»
Der Sherpa-Wein war bereits auf dem Everest: 2010 schickte Patrick Z’Brun einige Flaschen Sherpa Rouge ins Basislager. Und plötzlich hatte er kommentarlos ein Foto in der Post, das Norbu Sherpa mit einer Flasche auf dem Gipfel zeigt. Als das Sortiment vor kurzem ausgebaut wurde, kam die allererste abgefüllte Flasche Sherpa Everest zu Ehren: Dendi Sherpa, der bei der Expedition 2008 dabei gewesen war, trug sie im Jahr 2021 auf den höchsten Berg der Welt.