Gelbe Kisten liegen zwischen den Reben. Mit einer Hand hält eine Arbeiterin die dunkelblaue Traube, mit der anderen schneidet sie sie ab; die Traube fliegt in die Kiste. Nächste Traube, nächster Schnitt. Die Kiste füllt sich in Windeseile. Auf einem kleinen Karren, der gerade so in die schmalen Wege zwischen den Reben passt, bringen zwei Männer die Kisten aus dem Weinberg. «Hier ist alles Handarbeit», sagt André Oggier. Zusammen mit Hans-Peter Mathier kümmert er sich unter anderem um die Rebberge des Weinkellers Domaines Chevaliers in Salgesch: Sein Unternehmen Viticare bewirtet verschiedene Weinberge rund um das Walliser Dorf.

Während der Leset – oder beim Wimden, wie die Walliser sagen – herrscht auf den Weinbergen Hochbetrieb. Bei Viticare sind vier bis sechs Leute fest angestellt; während der Erntezeit stehen zehn bis zwölf Personen im Einsatz. Und sie haben lange Arbeitstage. «In den ersten vier Wochen sind wir von früh bis spät im Rebberg, auch am Samstagmorgen», sagt André Oggier.

Weinlese in Salgesch
Rasch füllen sich die Kisten zwischen den Reben. © Henri Guanzini

Der Zucker

Den ganzen Tag über schneiden die ErntehelferInnen die Trauben – halb gebückt. Denn gelesen werden pro Zweig nur die zwei untersten Trauben. «Nur diese haben den nötigen Zuckergehalt», sagt Hans-Peter Mathier und schiebt sich eine einzelne Beere in den Mund. «Der Unterschied ist riesig.» In einem sehr heissen Sommer werden auch die Trauben weiter oben im Stock dunkelblau und süsslich; in einem eher verregneten Sommer sind sie aber noch im September grün. Sie bleiben im Weinberg – für die Vögel. Und manchmal pflücken sie Leute aus der Umgebung zwei, drei Wochen nach der Weinernte und verarbeiten sie zu Konfitüre. Die geernteten Trauben bringen Oggier und Mathier zum Weinkeller Domaines Chevaliers. Dort riecht es bereits auf dem Vorplatz nach Gärung. Ein Gabelstapler greift die grossen Kisten voller Trauben, bringt sie zur Presse und kippt sie hinein. Maschinell werden die Beeren entrappt, dann gepresst.

Beim Entrappen und Pressen ist Maschinenkraft gefragt. © Henri Guanzini

Viel Arbeit

Önologe Christian Gfeller setzt den Entgrapper und die Presse in Gang; er liest auf der Waage ab, wie viele Liter Saft gepresst wurden und leitet die Flüssigkeit in die richtigen Behälter. Der Rotwein wird samt Beerenschalen je nach Sorte zwei bis vier Wochen fermentiert. «Während der Erntezeit stehe ich an sieben Tagen die Woche im Einsatz», sagt Christian Gfeller. «Von September bis Anfang November läuft es hier rund.» Er arbeitet seit 2015 bei Domaines Chevaliers und bringt aus seinen gut 25 Jahren im Beruf viel Erfahrung zur Fasslagerung von Weinen mit. «Die Fasslagerung benötigt eine gute Vorbereitung», sagt er. Es brauche die besten Trauben von einer guten Parzelle und das richtige Holz für das Fass.

Der Weinkeller

Die Eichenfässer und die grossen Stahltanks stehen vier Etagen unter dem Eingang, wo die Trauben angeliefert werden. Mit jedem Stockwerk, das Damian Indermitte nach unten steigt, wird es etwas kühler. Der Geschäftsführer von Domaines Chevaliers zeigt die Weine, die hier entstehen: 23 verschiedene Produkte aus drei Linien reifen in 1400- und 6000-Liter-Tanks oder in Eichenfässern, die 220 bis 300 Liter Wein fassen. Die Fässer wurden alle in Handarbeit hergestellt, meist in Frankreich, teilweise aber auch in der Schweiz. Im Fasskeller riecht es nach Holz und Hefe. Rohre führen aus dem Erdgeschoss; so fliessen die Weine nach der ersten Reifezeit in die Tanks und in den Fasskeller.

Damian Indermitte
Chevaliers-Direktor Damian Indermitte. © Michael Affolter

Bis die Weine in der hauseigenen Anlage in die Flaschen abgefüllt werden und für den Verkauf bereitstehen, vergehen je nach Sorte ein bis drei Jahre. Lagerfähige Weine bewahrt das Unternehmen auf, sodass WeinliebhaberInnen auch die edelsten Tropfen konsumbereit kaufen können. Doch so weit ist es noch nicht: Noch läuft die Erntezeit auf vollen Touren, die Tanks und Fässer füllen sich erst gerade mit dem frischen Wein.

www.chevaliers.ch