Die Grande Cariçaie ist 40 Kilometer lang, auf 3000 Hektaren breitet sie sich aus. Sumpfgebiete, Flachmoore, Auenwälder und bewaldete Steilhänge am alten Ufer wechseln sich ab. Etwa 800 Pflanzen- und 10’000 Tierarten haben sich das Feuchtgebiet als Lebensraum ausgesucht. Ein Viertel aller Tierund Pflanzenarten der Schweiz, viele seltene und bedrohte, ist hier zu Hause. Auch Biber-Familien leben dort in Ruhe, denn das Öko-Paradies steht weitgehend unter Naturschutz. Aufgrund ihrer Grösse und Biodiversität ist die Landschaft international bekannt. Der Europarat hat die Grande Cariçaie als «Biogenetisches Reservat», als «Smaragd-Gebiet» und als «Ramsar-Gebiet» eingetragen – gemäss der Konvention zum Schutz der international bedeutenden Feuchtgebiete.

Die Grande Cariçaie besteht aus acht kantonalen Naturschutzgebieten, die zum Wandern, Baden und anderen Freizeitaktivitäten laden. Ob zu Fuss oder mit dem Velo: Die Wander- und Velowege ermöglichen es, die Landschaft nach eigenem Tempo und Gusto zu erleben. Wer mag, kann sich auch einer geführten Gruppe anschliessen. Die Naturlehrpfade sind grösstenteils mit Rollstuhl und Kinderwagen befahrbar.

Das Pro Natura-Zentrum Champ Pittet. © Centre Pro Nature Champ Pittet

Champ Pittet – Das Eingangstor

Die Grand Cariçaie beginnt in der Nähe von Yverdon-les-Bains. Von Yverdons Strand aus lässt sich auf Asterix Spuren zu den Menhiren wandeln. Der Weg führt dem Seeufer entlang durch das Naturschutzgebiet. Und plötzlich stehen sie da, die 45 Statuen-Menhire von Clendy, aufrecht und stramm. Alle über 6000 Jahre alt. Einige diese Menhire mit menschlichen Zügen sind 45 Meter hoch und über 5 Tonnen schwer. Die kleineren Steine sind heute Kopien aus Beton, die Originale werden im Museum von Yverdon konserviert. Clendy, wohl einst ein wichtiger gesellschaftlicher Versammlungsort, ist heute die bedeutendste neolithische Fundstätte der Schweiz. Die beiden prähistorischen Steinreihen kamen nach der Juragewässerkorrektion zum Vorschein und lagen jahrzehntelang in der Gegend herum. Erst seit den 70er Jahren stehen die Menhire wieder in Reih und Glied.

Prähistorische Steinsäule (Mehire) in Yverdon-les-Bains. © Thierry Grobet

Im südlichen Teil der Grande Cariçaie, ebenfalls in der Nähe von Yverdon-les-Bains, steht das Pro Natura-Zentrum Champ Pittet, das Eingangstor zur Grande Cariçaie. Im Schloss, wo das Zentrum untergebracht ist, erhalten Gäste Informationen zu Führungen und Kursen. Das Angebot ist umfangreich und spannend, angesprochen sind neben Familien und Einzelpersonen auch Gruppen und Schulen. Neugierige können das Champ-Pittet-Gelände schon mal auf einem lehrreichen, spielerischen Postenlauf erforschen. Da dürfen auch kleinere Kinder mitlaufen.

Champ-Pittet macht Lust, in die Natur einzutauchen, auf Naturlehrpfaden durch den Sumpf, den Wald und die Gärten zu wandern. Pro Natura zeigt Ausstellungen, organisiert Kinderabenteuer, nimmt die Kleinen und Grösseren mit in den Wald und in die Gärten, lässt sie die Bienen entdecken, nach Fröschen fahnden oder schickt sie auf Spurensuche. Hunger und Durst lassen sich im Restaurant Champ Pittet auf nachhaltige Art und Weise stillen. Gekocht wird dort nämlich saisonal, biologisch, lokal und vorwiegend vegetarisch, eingekauft nach Möglichkeit bei lokalen Produzenten.

Wilde Natur im Schutzgebiet. © Shutterstock / Pascal Vosicki

Wandern und beobachten

Der Spaziergang durch die drei Gärten des Guts Champ Pittet macht die Gäste mit umweltschonenden Gartenbaumethoden bekannt. Wie wir Menschen wünschen sich auch Pflanzen

eine gute Nachbarschaft. Stehen die richtigen Pflanzen nebeneinander, profitieren sie von positiven Wechselwirkungen. Einige Pflanzen etwa vertreiben mit ihrem Duft unerwünschte Insekten ihrer Nachbarspflanzen. Pro Natura zeigt auch, wie sich im heimischen Garten Lebensräume für Nützlinge schaffen lässt und wie die Gärten ohne Kunstdünger und Pestizide auskommen.

Wandermöglichkeiten gibt es viele in der Grande Cariçaie. Eine der schönsten Rundwanderungen beginnt in Estavayer-le-Lac und führt in eins der acht Naturschutzgebiete, wo Fauna und Flora begeistern. Wer eine leichte Wanderung bevorzugt, spaziert von Sugiez zum Naturzentrum La Sauge. Im BirdLife-Naturzentrum La Sauge in Cudrefin vermitteln Ausstellungen Interessantes über heimische Vögel, die sich dann gleich im Freien live beobachten lassen.

www.pronatura-champ-pittet.ch
www.yverdonlesbainsregion.ch