08/15 ist hier höchstens eine Uhrzeit. Eine Uhrzeit, zu der sich die ersten Camping-Gäste recken und strecken, aber nicht etwa die Gasflasche aufdrehen zum Kaffeekochen: Sie holen sich das Käffchen an der Rezeption ab. Dafür brauchen sie garantiert, nicht einmal im tiefsten Winter, Handschuhe oder gefütterte Stiefel, denn der Campingplatz befindet sich in einer ehemaligen Fabrikhalle. In der einen oder andere Ecke zeugen alte Gerätschaften von dieser Vergangenheit. Doch, wo mit tonnenschweren Pressen einst Metall zu Industrie- und Autokühlern verarbeitet wurde, checken heute Camping-Enthusiasten, Abenteuerlustige oder solche ein, die ihre Kindheitserinnerungen aufleben lassen wollen.

Buntes Basecamp

In der Orstmitte von Triberg, unweit von Deutschlands höchsten Wasserfällen, übernachtet man in 16 Vintage-Wohnwagen, die unterschiedlicher und origineller kaum sein könnten. Die liebevoll dekorierten Rückzugsorte auf Rädern lassen jeden handelsüblichen, graubeigen Camper blass aussehen: Sie sind detailgetreu nach bestimmten Themen ausgestaltet. Wer Glanz und Glamour sucht, bucht den violetten Van «Diva», der mit Spiegeln, Strass und Steinchen den Geist von Marilyn Monroe aufleben lässt. Wie gut, dass vor der Tür niemals Schnee liegt, sodass man durchaus stilecht in Stilettos zum Süssigkeiten-Automaten stöckeln könnte. Eine Zeitreise zurück in die 70er-Jahre erlebt, wer sich im Modell «Power of Love» einquartiert. Im regenbogenfarbenen Raum fühlt man sich im Türknaufumdrehen hip wie ein Blumenkind. Den gemalten Schriftzug «Dream on» braucht man nicht zweimal zu lesen, ehe man zwischen bunten Tüchern von San Francisco träumt. Dies aber nicht etwa auf einer dünnen Matte, sondern auf einer soliden Matratze. Jene Gäste, bei denen sich die Kraft der Liebe längst entfaltet hat, können das schnuckelige «Schneckenhäusle» in Babyblau separat für ihre Kinder dazustellen lassen. In die eigene Kindheit zurückversetzt, fühlt man sich indes im Löwenzahn-Wagen, in dem sich Peter Lustig gewiss wohlfühlen würde.

Zeitreise in die 70er-Jahre: Das groovige Modell «Peace, Love and Happiness». © Daheim E.K.

Ein Innovationspreis winkt

Nostalgie pur verströmen auch die Camper «Hüttle» und «Häusle»: Getreu der langen Schwarzwälder Wintersport-Tradition verspricht Ersterer Après-Ski-Feeling ohne Muskelkater, aber mit umso mehr heimeligem Holz in und vor der Hütte sowie ausgewählten Vintage-Deko-Elementen. Warmer Schein dringt aus dem «Häusle» in die Halle: Originalgetreu gebaut und ausgeschmückt, wirkt die Unterkunft, als hätte man ein traditionelles Schwarzwälder Bauernhaus direkt ab der grünen Wiese hierher versetzt. Umgeben von antiken Gerätschaften, deckt man sich mit einer Heugabel zu, wenn über dem Dach der Fabrikhalle der Mond aufgeht.

So viel Kreativität müsste gekörnt sein? Das könnte eintreffen, denn das Konzept «DaHeim» ist für den Innovationspreis nominiert, welcher der «Tourismus-Verband Baden-Württemberg im Januar 2025 verleiht. Zum Thema «Räume im Wandel» zeichnet dieser Projekte aus, die öffentliche oder private Räume wiederbeleben und sie damit zu attraktiven Anlaufstellen für Einheimische und Gäste machen. Die Jury lobt den «einzigarten Charakter des Projekts innerhalb des Campingspektrums».

Knallgelber Kult: Übernachte im Uboot mit interaktiver Steuerkonsole. © Daheim E.K.

Wer sich mit anderen Gästen über dieses Spektrum unterhalten und wissen will, wie es sich denn hüben im Bollergutwagen oder drüben im weltenbummligen «Globetrotter» hausen lasse, kann das im Pub bei einem goldgelben «Kämmerle Bräu» der hauseigenen Event-Bierbrauerei tun.

Ob lustig, divenhaft oder nach Holzfällerart – es ist kaum angemessen, die Unikat-Unterkünfte im Indoor-Camping Triberg als «Wohnmobile » zu bezeichnen. Treffender scheint hingegen: Wonnemobile.

www.daheim-triberg.de
www.tourismus-bw.de