Das Gruebi-Bad Adelboden

Die Geschichte des Gruebi-Bads ist auch die Geschichte einer Auferstehung und der Überwindung vieler Hindernisse. Alles begann mit einer wirklich guten Ausgangslage: Der Erste Weltkrieg war vorbei, lokale Hoteliers setzten sich gemeinsam für ein neue Freibad in Adelboden ein, und zudem konnte man für das Projekt einen ebenso sportlichen wie erfahrenen Stararchitekten verpflichten: Ingenieur Beda Hefti hatte zuvor bereits Bäder etwa in Freiburg, Gstaad oder Heiden realisiert und war in erster Ehe erst noch mit einer deutschen Spitzenschwimmerin verheiratet. Aufbruchsstimmung also, beste Voraussetzungen, um im hinteren Dorfteil einen neuen Bäder-Massstab in der Disziplin des «Neuen Bauens» zu setzen. Und Hefti wurde seinem Ruf gerecht: Er schuf 1931 ein ästhetisches Meisterwerk am steilen Hang, mit farbenfroher Formsprache, mit einem 50-Meter-Becken, einen auffallenden Musikpavillon mit auffälliger Dachscheibe und einem 5-Meter-Sprungturm.

Doch das Bad kam in die Jahre und das Farbenspiel verblasste allmählich. Erst wurde das Bassin auf 25 Meter verkürzt, der Sprungturm und der Musikpavillon verschwanden. Als 2011 Sanierungspläne an der Urne scheiterten, stand das Bad vor dem kompletten Aus. Eine Interessensgesellschaft setzte sich zwar zusammen mit der Gemeinde und den Tourismusorganisationen für ein Nachfolgeprojekt ein, aber die modernen Auflagen an Statik und Sicherheit machten das Vorhaben immer teurer. Schliesslich genehmigte das Stimmvolk Ende 2017 einen neuen Kredit über 4,7 Millionen Franken, und der Renovation stand endlich nichts mehr im Weg.

Die renovierte Adelbodner Freibadanlage wurde 2019 neu eröffnet. Seither springen wieder Jugendliche vom neuen Sprungturm, im Bassin drehen Schwimmer wieder über 50 Meter ihre Runden, es gibt wieder ein rundes Planschbecken für Kinder und aus dem Musikpavillon ist zuweilen wieder Live-Musik zu hören. Auch sonst wurde das Gruebi anhand alter Pläne und Fotos soweit möglich in den Ursprungszustand versetzt, sei es bei der Aussichtsterrasse mit Reling, bei den rekonstruierten Stahlrohrmöbeln oder den bunten Keramikplatten. Es gibt für BesucherInnen natürlich auch moderne Zugeständnisse – etwa das Beachvolleyballfeld, die vergrösserte Liegewiese und das zeitgemässe Restaurant. So muss im Kulturgut von kantonaler Bedeutung nicht auf Spass und Genuss verzichtet werden.

© Roland Gerth

Die Badhütte Rorschach

Schon vor 6000 Jahren schlugen Pfahlbauer ihre Holzpflöcke in die Ufer des Bodensees. Zugegeben, die prähistorischen Siedlungen sind mittlerweile ein Fall für Archäologen und Historiker, und Pfahlbauten wurden am zwischen Schweiz, Österreich und Deutschland gelegenen Gewässer rar. Doch im Kanton St. Gallen gibt es noch eine Gemeinde, wo die Tradition von Bauwerken auf Stelzen weiterhin gepflegt wird: Wer in Rorschach der Uferpromenade westlich von Bahnhof und Hafen folgt, trifft nach etwa einem halben Kilometer auf einen Steg, der aufs offene Wasser hinausführt. Dort draussen thront sie: die Badhütte Rorschach. Die hölzerne Badeanstalt mit ihren grossen Dächern wurde zwischen 1923 und 1924 auf Pfeilern im See errichtet und gilt als die einzige verbliebene Anlage dieser Art am Schweizer Ufer des Bodensees. Der zuständige Architekt Karl Köpplin orientierte sich bei seinen Plänen an den sogenannten Kastenbädern: Noch im 19. Jahrhundert sollten solche Anlagen aussen mit soliden Wänden vor neugierigen Blicken schützen, während man sich im Inneren frei bewegen konnte.

Auch heute noch gelangen Schwimmer über Treppen oder per Sprungbrett ins Wasser – Rorschach liegt am südlichsten Ende des Bodensees, und der ist ganze 63 Kilometer lang und bedeckt eine Fläche von 536 Quadratkilometern. Ganz so weit müssen BesucherInnen indes nicht kraulen, es gibt ein Floss in der Nähe und auch ein Becken für Nichtschwimmer.

Nicht alle BesucherInnen haben indes die Badehose und Frotteehandtuch dabei; Spaziergänger und Velofahrer nutzen den Steg aufs Wasser ebenfalls. Draussen stehen im Gastrobereich schliesslich auch lauschige Tische und Bänke bereit. Überhaupt ist die Badhütte als Kulturgut von regionaler Bedeutung nicht nur von Touristen, sondern auch bei Einheimischen beliebt. Unter dem Motto «Kultur rund um die Kabinen» finden hier auch mal Lesungen und Konzerte oder auch Yogakurse statt. Oder, wie es die heutigen Betreiber der Badhütte zusammenfassen: Es ist ein «Ort, der Stillstand und Bewegung auf einzigartige Weise vereint».

© Zürich Tourism, Elisabeth Real

Männerbad Schanzengraben / Frauenbad Stadthausquai Zürich

Wehrhaftigkeit scheint das Züricher Stadtbild geprägt zu haben. Man wollte sich gegen Eindringlinge wehren können, darum entstand im 17. Jahrhundert der barocke Wassergraben als Befestigungsanlage. Man wehrte sich auch gegen weitere verheerende Cholera-Epidemien, so setzte man 200 Jahre später im Zeichen der Körperhygiene auf die ersten Badeanstalten. Das Männerbad Schanzengraben vereint beide Epochen: Das Flussbad von 1864 ist das älteste Bad der Stadt. Wie anno dazumal liegt es unterhalb des alten Botanischen Gartens an der alten Stadtmauer. Und nach wie vor wehrhaft zeigt sich die zentral gelegene Anlage dabei auch bei der Geschlechtertrennung: In das saubere Badewasser mit schwacher Strömung in den Schwimmer- und Nichtschwimmerbereichen steigen bis heute nur Männer. Aber ganz so streng ist man im so beschaulichen wie geschichtsträchtigen Bad dann natürlich doch nicht. Kaum wird es Abend, öffnet unter freiem Himmel die Rimini-Bar – und zu diesem Zeitpunkt sind im Schanzengraben auch Frauen willkommen.

© Zürich Tourismus, Siggi Bucher

Gerade umgekehrte Vorzeichen herrschen derweil im Frauenbad Stadthausquai Zürich: Hier sind tagsüber nur Schwimmerinnen anzutreffen. Doch kaum dämmert es, erhalten die Herren dann ebenfalls Zutritt zur Barfuss-Bar der Anlage. Lange Zeit durften die Zürcherinnen allerdings nicht öffentlich baden, da dies als unanständig galt: Bis 1837 war dies in der Stadt offiziell verboten. Erst ab diesem Zeitpunkt erteilte der Stadtrat den Frauen die Erlaubnis mit den Worten, «auf dass sie nicht mehr des nachts in den laufenden Brunnen badeten». Noch im selben Jahr entstand am Stadthausquai ein «Badhaus für Frauenzimmer». 1888 erhielt die Anlage dann ihre heutige Form mit Kuppeln und orientalisch anmutenden Ecktürmchen im Jugendstil. Mitte des 20. Jahrhunderts veränderte sich das Bad abermals mit einem weiteren Schwimmbereich und grösseren Liegeflächen, und in den 1980er-Jahren schloss sich ein weiterer Ausbau für über zwei Millionen Franken an. Nach wie vor bietet das kleine Holzbad aber gerade mit seinem geschlossenen Teil einen geschützten Raum für eine Auszeit mit Buch aus dem lokalen Regal und klassischer Musik. Und auch der Blick von den Holzrosten auf Limmat und Grossmünster bleibt ein Genuss – abends auch ganz ohne wehrhafte Trennung.

© Bruno Sternegg

Die Rhybadi Schaffhausen

Schaffhausen und die Schifffahrt – das ist eine intensive Liaison. Unter dem Munot starten die grossen Kursschiffe flussaufwärts Richtung Konstanz, Gummiboote und Kanus lassen sich wieder hinuntertreiben, während die lokale Bevölkerung mit den langen Holzweidlingen zum Beispiel ins Naherholungsgebiet Scharen fährt. Kein Wunder also, zeigt auch die Rhybadi an der Rheinuferstrasse eine frappante Ähnlichkeit zu diesen Gefährten: Mit ihrer länglichen Form und dem zugespitzten Ende in der Strömung sieht sie aus der Vogelperspektive tatsächlich aus wie ein 186 Meter langes Schiff. Gegen starke Strömung muss das Bauwerk am Altstadt-Ufer allerdings nicht ankämpfen: Wegen des unterhalb liegenden Wasserwerks ist der Rhein hier gestaut und bietet mit seinem konstanten Pegelstand somit beste Voraussetzungen für eine Abkühlung.

Mit viel Holz und Know-how war das Bad 1870 vom Stadtbaumeister Johann Gottfried Meyer realisiert worden. Der Schaffhauser verfügte auch über eine Ausbildung als Zimmermann und wusste deshalb genau, wie er die Anlage auf 130 Holzpfeiler stellen musste. Die Rhybadi erfreute sich in der Belle Epoque bald grosser Beliebtheit – nicht zuletzt bei der Arbeiterschaft. Die Angestellten der grossen Schaffhauser Industriewerke wie Alusuisse, SIG oder der IWC-Uhrenwerke konnten sich so schon vor über hundert Jahren am Feierabend im Fluss erfrischen.

Heute ist die Rhybadi das grösste noch erhaltene Kastenbad des Landes und wurde vom Schweizer Heimatschutz als eines der schönsten Freibäder der Schweiz gelistet. Hinter den blauen Eingangstüren sind nämlich viele historische Merkmale des denkmalgeschützten Gebäudes erhalten geblieben, und die charakteristisch gestreiften Vorhänge vor den Garderobenkabinen sorgen für mediterranes Flair. Die Rhybadi fungiert in der Gegenwart weiterhin als Treffpunkt der Generationen und als Ort der Erholung, daneben bleibt hier aber auch das kulturelle Leben präsent: Konzerte, Open-Air-Kino, Yoga-Kurse und Theaterwochen werden am Fluss unter dem Leitbild «Miteinander statt Nebeneinander» zelebriert. Und so bleibt die Diversität am Rhein erhalten – drinnen mit SchwimmerInnen und NichtschwimmerInnen, draussen mit Schwänen, Blesshühnern und Forellen.

© Fondation Genève Tourisme & Congrès

Les Bains Pâquis, Genf

Multikulturell, bunt, mit vielen Restaurants und Geschäften: Das Genfer Pâquis-Viertel gilt als «Melting Pot» der Stadt. Und wo so viele Kulturen zusammentreffen, kann ein Freibad natürlich nicht hinten anstehen: «Les Bains Pâquis» am Ufer des Genfersees verfügen ebenfalls über ein kosmopolitisches Ambiente, was sich bei den vielen BesucherInnen zeigt. Wer über den Quai du Mont-Blac oder den Quai Wilson schlendert, sieht so Kinder neben Studenten und Pensionären planschen und Touristen neben Einheimischen. Für sie gibt es Beachvolleyballfelder, Saunen, verschiedene Sprungplattformen und einen Imbiss; ein türkisches Bad und Tai-Chi-Kurse runden das internationale Angebot ab.

Dass sich der beliebte Sommerort der Genfer dabei nach wie vor in historischem Kleid zeigt, ist indes keine Selbstverständlichkeit: In den 1980er-Jahren wollte die Stadt das Bad abreissen und komplett neu bauen lassen. Das Projekt stiess aber auf erheblichen Widerstand. Eine neu gegründete Benutzer-Vereinigung lancierte eine Kampagne, um sich für die schonende Restaurierung des Areals einzusetzen – ein entsprechendes Referendum kam rasch zustande. Auch hier zeigt sich wieder die breite kulturelle Basis des Bads: Eine breite Front aus Musikern, Filmemachern und Designern unterstützte die Kampagne, sodass letztlich 72 Prozent des Stimmvolks für die Sanierung stimmten.

Die Geschichte der «Bains Pâquis» begann aber eigentlich bereits deutlich früher: 1872 war erstmals ein Bad in der Hafenbucht auf Holzstelzen errichtet worden. 1932 folgte dann die heutige Anlage von Ingenieur Louis Archinard und Architekt Henry Roche. Ihr Bauhausstil mit viel Stahlbeton und Glas zeichnet sich durch schlichte, klare und zeitlose Formensprache aus. Heute gehören «Les Bains des Pâquis» zum Schweizerischen Inventar der Kulturgüter von regionaler Bedeutung – Blick auf die Stadt und auf den Springbrunnen Jet d’eau vis-à-vis inklusive.

© Dani Bürgi

Das Strandbad Flüelen, Uri

400 Meter hoch ragt die Felswand des Axen aus dem Urnersee empor, dunkel steht der Bannwald über dem Dorf, steil präsentiert sich das Tal des Gruonbachs, sumpfig glänzen die Böden des Reussdeltas: Rund um Flüelen scheint es nicht gerade einfach, der ungestümen Natur etwas Freiraum abzutrotzen. Um das alpine Wasser zu zähmen, sind jedenfalls viele Dämme und Wildbachsperren notwendig. Dennoch bleibt an einem schmalen Landstreifen am See genügend Platz, um zivilisiert die Füsse im kühlen Nass baumeln zu lassen: An der Seestrasse bietet das Strandbad Flüelen nicht nur Sand, sondern auch eine Liegewiese, einen Kinderspielplatz mit Wasserspielen, ein Strandcafé mit Sonnenterrasse sowie Tischtennistische und Liegestühle.

Der Grundstein für diese Zentralschweizer Oase wurde vor genau 100 Jahren gelegt. Zwar waren erste Ideen für eine Badeanstalt am Urnersee schon vor dem Ersten Weltkrieg aufgetaucht. Doch erst 1922 wurde das Projekt konkret: Der Verkehrsverein Flüelen stellte ein entsprechendes Gesuch bei der Regierung. Alleine war er mit diesem Vorhaben allerdings nicht. Auch der Seeklub Uri verfolgte nämlich im Rahmen eines Bootshaus-Baus den Plan eines zugehörigen Bads. Auf ein gemeinsames Projekt konnten sich die beiden Parteien in der Folge nicht einigen – in den damaligen Zeitungen eskalierte der Streit sogar. Das Resultat: Ab Sommer 1927 standen in der kleinen Gemeinde gleich zwei neue Strandbäder bereit. Damit sind die Parallelen jedoch auch schon erschöpft. Während sich  der Seeclub Uri schon 1935 auflöste, sieht die Anlage des Verkehrsvereins Flüelen bis heute beinahe unverändert aus. Dazu trugen auch die beiden grösseren Sanierungsetappen von 1991 und 2014 ihren Teil bei.