Herr Fleischmann, das Lötschental ist Teil des Kerngebiets des UNESCO-Welterbes Jungfrau-Aletsch. Ist dieser grosse Name ein Vorteil fürs Lötschental?

Das Lötschental mit seiner einzigartigen und ursprünglichen Naturlandschaft ist stolzer Teil des UNESCO-Welterbe Schweizer Alpen Jungfrau Aletsch. Für uns ist die Auszeichnung als Welterbestätte ein wichtiges Gütesiegel, das wir in unserer Kommunikation stets verwenden.

Das Lötschental hat in den letzten Jahren Rekorde bei den Logiernächten aufgestellt. Worauf führen Sie das zurück? Und geht dieser Trend so weiter?

Es ist auch in den Zeiten nach der Pandemie ein Trend hin zur Natur und zum Ursprünglichen feststellbar. Aktivitäten in der Natur der Alpen entsprechen einem grossen Bedürfnis der zunehmend urbaneren Bevölkerung. Daneben konnten wir unser Angebot in den letzten Jahren ausbauen, insbesondere auch im Sommer. Unsere Leistungsträger tragen mit qualitativ hochstehenden Angeboten und Dienstleistungen zu einer hohen Gästezufriedenheit bei, ganz nach dem Motto: Klein, aber fein.

Lötschental
Das Skigebiet ist schneesicher bis auf 3100 Meter über Meer. © Valais Wallis Promotion, Pascal Gertschen

Auch bei der Lauchernalp Bergbahnen AG setzte man im vergangenen Jahr Spitzenwerte mit einem 26 Prozent höheren Transportertrag. Welche Rolle spielt der Beitritt zum «Magic Pass» dabei?

Der «Magic Pass» hat sicherlich den grössten Anteil an diesem starken Wachstum. Durch den «Magic Pass» konnten wir neue Gästegruppen erschliessen, welchen die Lauchernalp und das Lötschental bisher kaum bekannt waren. Selbstverständlich haben aber auch die hervorragenden Schneeverhältnisse den ganzen Winter über zu diesem Erfolg beigetragen.

Der Magic-Pass-Verbund umfasst 80 Skigebiete – wie können Sie sich da herausheben?

Einerseits gehören wir zu den schneesichersten Skigebieten im Magic-Pass-Verbund. Gerade für fortgeschrittene Skifahrer und Freerider bieten wir ausgezeichnete Bedingungen. Zudem sind wir dank unserer Lage an der Lötschbergachse und der Nähe zum Rhonetal für die wichtigsten Märkte des «Magic Pass» gut erreichbar.

Auf der einen Seite 40 Pistenkilometer, auf der anderen Seite unberührte Freeride-Gebiete und Schneeschuh-Trails – wie lassensich Trubel und Stille effizient trennen?

Unser Skigebiet zwischen 1965 und 3100 Metern umfasst einen relativ kleinen Anteil der nördlichen Talflanke. Links und rechts davon finden sich kilometerweise unberührte Winterlandschaft und Freeride-Gelände.

Lötschental
Wintersport inmitten von majestätischen, teils über 4000 Meter hohen Gipfeln. © Benjamin W

Ihr Skigebiet profitiert wegen der Höhenlage von Schneesicherheit. Macht sich der Klimawandel dennoch auf den Pisten bemerkbar?

Wir blicken diesbezüglich positiv in die Zukunft. Auch neuste Studien zur Entwicklung der Schneefallgrenze und der Schneesicherheit bis 2050 attestieren unserem Skigebiet gute Voraussetzungen für den Wintersport. Um einen Ausbau der Beschneiung zur Sicherung des Beginns der Wintersaison kommen aber auch wir nicht herum.

Sie wollen die künstliche Beschneiung weiter ausbauen und bei den Investitionen priorisieren. Ist das noch zeitgemäss?

Die Beschneiung ist die Lebensversicherung eines jeden Skigebiets. Vor allem zum Saisonstart und für die Weihnachtsfeiertage ist die technische Beschneiung unabdingbar.

Die Destination Lötschental hat eine strategische Vision für nachhaltigen Tourismus erarbeitet. Wie sehen deren Eckpunkte aus?

In unserer Destinationsstrategie positionieren wir das Lötschental als das «authentischste Tal der Schweizer Alpen». Diese Authentizität basiert einerseits auf der einzigartigen Natur des UNESCO-Welterbes und andererseits auf der ursprünglichen Kultur, die von zahlreichen, nur im Lötschental erhaltenen Traditionen geprägt ist. Am bekanntesten ist dabei die Tradition der «Tschäggättä», den kunstvollen, aber auch unheimlichen Gestalten, die in der Fasnachtszeit durch die Dörfer ziehen. Nachhaltigkeit in all ihren Dimensionen – ökologisch, wirtschaftlich und sozial – ist zentral für einen gesunden und von der Bevölkerung mitgetragenen Tourismus.

Lötschental
Mit Schneeschuhen durch Schreiten glitzernde Schneefelder schreiten. © AWALO

Was Können Akteure und Leistungsträger konkret zu diesen Zielen beitragen? Wo gibt es lokale Initiativen?

Jeder Akteur kann im Rahmen seiner Möglichkeiten zu einem nachhaltigeren Tourismus beitragen. Sei es beispielsweise bei der Kreation von Angeboten, bei Umbauten oder bei der Schaffung von Ganzjahresstellen.

Die Lauchernalp hat im vergangenen Geschäftsjahr auch viel in die technische Modernisierung investiert – z.B. 1,5 Millionen in eine Dreier-Sesselbahn. Zahlt sich das aus?

Die Investitionen in die technischen Anlagen sind nötig, um die Funktion und Sicherheit der Bergbahnen auch in Zukunft gewährleisten zu können.

Solche modernen Anlagen senken den Energieverbrauch. Sind die höheren Strompreise dieser Tage dennoch ein Problem?

Die höheren Strompreise in den letzten beiden Jahren haben uns beschäftigt. Wir sind froh, haben sich diese wieder auf einem tieferen Niveau eingependelt.

Lötschental
Der Erlebnisweg führt zu verschiedenen Stationen rund um Winterthemen. © Lötschental Marketing AG

Die Sommersaison soll mit Neuheiten wie dem «Loichi Kugelweg» und dem «Flowtrail» gestärkt werden. Wie macht sich die warme Jahreszeit im Vergleich zum Winterbetrieb?

Bei den Übernachtungen haben wir mit 45 % im Sommer und 55 % im Winter ein beinahe ausgeglichenes Verhältnis. Bei den Bergbahnen trägt der Sommer hingegen nur ca. 12 % zum Jahresumsatz bei. Der Sommer hat aber klar ein Potenzial, das es zu entwickeln und zu nutzen gilt. Dies soll aber nicht auf Kosten des Winters geschehen.

Ihr Angebot soll ganzjährig noch weiter diversifiziert und ausgebaut werden. Was können Gäste hier künftig erwarten?

Wir werden weiterhin in den Ausbau der Sommerangebote in den Bereichen Wandern, Biken und Familienerlebnisse investieren.

Zum Schluss: Wo trifft man Sie eigentlich diesen Winter in der Destination an – auf dem stillen Trail oder auf der Piste?

Meine beiden Kinder haben grossen Spass am Skifahren – eine Sportart, die auch ich seit meiner Kindheit mit viel Freude und Leidenschaft ausübe. Dennoch möchte ich es nicht missen, zwischendurch eine besinnliche Winterwanderung zu unternehmen oder mit Schneeschuhen durch den tiefen Pulverschnee zu stapfen.

www.loetschental.ch