Ganz in der Tradition der visionären Pionierleistungen der Jungfraubahnen, entstand mit der V-Bahn das nächste Megaprojekt. Eiger, Mönch und Jungfrau waren schon oft Zeugen von Meisterleistungen, Dramen und Triumphen.

Sie sind bekannt wie kein anderes Dreigestirn in der Schweiz: Eiger, Mönch und Jungfrau. An dramatischer Symbolik und Strahlkraft mangelt es dem weltberühmten Bergmassiv wahrlich nicht.
Dennoch ist weniger bekannt, dass der Mönch sich bis ins 19. Jahrhundert im Schatten seines Nachbarn mit der wenig schmeichelhaften Bezeichnung wie «Eigers Schneeberg» begnügen musste. Oder gar «Kleiner Eiger». Diese Namen waren weder fair noch korrekt, schliesslich ist der Mönch mit seinen 4107 Metern grösser als der Eiger (3970). Einer gewissen Ironie entbehrt ebenfalls nicht, dass ausgerechnet der Mönch direkt neben der Jungfrau steht – so nahe, und doch auf ewig unerreichbar.

DR AMEN, MYTHEN UND GESCHICHTEN

Der imposante Mönch hat jedoch hat keine frommen Verbindungen – weder zum Kloster Interlaken, noch zu einem anderen Orden; im Gegensatz zur Jungfrau, notabene. Stattdessen
weideten früher jeweils im Sommer zu seinen Füssen Wallache, sprich kastrierte Pferde. Die wurden «Münche» genannt, der Berg über den Weiden «Münchenberg» und schliesslich umgangssprachlich Münch oder eben Mönch. Der Name des Eigers hingegen weckt nicht wirklich Assoziationen. Als plausibelste Erklärung des Namens wird oft auf den im Mittelalter in der Gegend verbreiteten Personennamen «Aiger» verwiesen. Nichtsdestotrotz ist sein Name und die Eigernordwand mit unzähligen Dramen, die sich hier abgespielt haben, wie auch den Erfolgsgeschichten, die hier geschrieben wurden, verbunden. Mehr als 70 Menschen verloren im Duell mit der mörderisch steilen Eigernordwand ihr Leben – über die Heldensagen wurden Filme gedreht, etliche Romane, Erzählungen, Schauspiele, Gedichte und gar ein Epos verfasst.
Wie dem auch sei, die Jungfrau Region ist seit dem Aufblühen des Tourismus ein Schweizer Mythos sondergleichen. Die tollkühne Erstbesteigung der Jungfrau – als erster 4000er der Schweiz überhaupt – am 3. August 1811 durch die Gebrüder Johann Rudolf und Hieronymus Meyer läutete die touristische Erschliessung des Berner Oberlands ein. Alsdann wurde die Region 1863 von Thomas Cook als Tourismus Destination entdeckt. Damals reiste er in Begleitung von 62 staunenden englischen Touristen von Genf durch das Wallis über die Jungfrau Region nach Luzern.

MODERNE INGENIEURSKUNST

Die Erstbesteigung der Jungfrau nährte derweilen den Wunsch, das Dreigestirn mit der Bahn zu erschliessen. Am 27. Juli 1896 war es so weit: Mit dem Spatenstich begann der Bau der
Jungfraubahn, und die Arbeiten konzentrieren sich vorerst auf die offene Strecke zwischen der Kleinen Scheidegg und dem Eigergletscher. Der zwei Kilometer lange Abschnitt wurde ohne
jegliche Hilfe von Maschinen bewältigt. 1898 wurde die erste Teilstrecke nach mehr als zwei Jahren mühsamer Handarbeit in Betrieb genommen, wenngleich die grössten Herausforderungen mit den Sprengarbeiten im Tunnel noch auf sich warten liessen. Das Jahrhundertprojekt wurde während der folgenden Jahren vor unzählige Probleme und Herausforderungen gestellt, die finanziellen Mittel wurden knapp, die Arbeiten verzögerten sich – aber allen Widrigkeiten zum Trotz gelang am 21. Februar 1912 der Durchbruch: Das Jungfraujoch war durchschlagen, ein Triumph moderner Ingenieurskunst vollbracht. Auf dem Jungfrauplateau wurde auf dem ewigen Eis gefeiert und die Schweizer Flagge gehisst. Und so tuckerte 16 Jahre nach Baubeginn der erste Zug die 9,3 Kilometer lange Strecke hoch zum Jungfraujoch, welches seither den höchstgelegenen Bahnhof des Kontinents auf 3454 m beheimatet. Und die höchstgelegene Poststelle. Auf der
Station Eigergletscher befand sich bis vor zehn Jahren zudem die höchste Hundehaltung Europas – die Schlittenhunde leisteten für die Jungfrau Bahnen wertvolle Dienste; zuerst als
Arbeitstiere zum Transport von Lebensmitteln und Post während des Baus, dann als alpine Touristenattraktion.

WIEGE DES ALPINEN SPORTS

Seither ist die Jungfrau Region der Inbegriff von hochalpiner Romantik mit visionärer Weitsicht. So verwundert es nicht, dass die Orte Mürren und Wengen als Wiege des Skisports gelten,
schliesslich gründete der Brite Arnold Lunn, allgemein als «Vater des alpinen Skisports» gehuldigt, hier bereits 1908 den «Alpine Ski Club», und 1931 wurden die ersten Skiweltmeisterschaften in Mürren ausgetragen. Nachträglich wurde Mürren gar die Ehre zugesprochen, das erste Weltcuprennen überhaupt ausgetragen zu haben. Mit der Teil-Eröffnung der Schilthorn-Luftseilbahn 1965 ebnete Mürren selbst dem berühmtesten Agenten der Welt den Weg James Bond war hier von 1968 bis 1969 «Im Geheimdienst Ihrer Majestät» unterwegs.

SUPERLATIVEN UND REKORDE

Wen erstaunt es, dass auch im alpinen Skisport nicht mit Rekorden und Superlativen gegeizt wird – so gehört die Lauberhornabfahrt zu den spektakulärsten Rennstrecken der Welt. Das
Rennen wurde am 28. November 1929 urkundlich ins Leben gerufen und ist seither mit ihren beinahe 4,5 Kilometern Länge die längste Abfahrt im alpinen Skirennsport und weist ein
schwindelerregendes Gefälle von über 90  Prozent auf. Auf dieser Strecke wurde auch mit 161,9 km/h die höchste je gemessene Geschwindigkeit im alpinen Skiweltcup erreicht. Und wie
enorm steil die Lauberhornabfahrt tatsächlich ist, wie gefährlich ihre Schlüsselstellen, ist bei einer Bergwanderung auf der Weltcupstrecke zu sehen. Der Lauberhorn-Trail führt zu Fuss
über die Originalstrecke, vom Starthaus über den Hundschopf und Brüggli-S zum Haneggschuss, bis hinunter nach Wengen.

SCHWEIZER DNA UND KULTURERBE

Obwohl in kürzlich ein äusserst emotionaler Streit um die Finanzierung der künftigen Lauberhornrennen entfacht ist, die in der Drohung gipfelte, das Rennen abzublasen, ging kaum jemand ernsthaft davon aus, dass die legendäre Abfahrt aus dem Skizirkus gekippt würde. Schliesslich gehört sie mittlerweile fast schon zur Schweizer DNA und ist quasi «Landes-Erbe». Seit 2001 ist das Gebiet rund um den Aletschgletscher und Eiger, Mönch und Jungfrau «natürlich» auch UNESCO-Weltnaturerbe. Wie könnte es anders sein? Das Welterbe-Gebiet ist ein eindrückliches Zeugnis davon, wie auf der Erde Gebirge entstehen. Und es zeigt die Vielfalt an geologischen Formen, die mit diesem Prozess verbunden sind. Hier leben viele seltene Tier- und Pflanzenarten wie die Smaragdeidechse oder der Alpensteinbock und es gibt zahlreiche spektakuläre Naturphänomene zu bestaunen. Wer das Welterbe-Gebiet besucht, erlebt eine Momentaufnahme in einer Geschichte, die nun schon seit rund 250 Millionen Jahren dauert.

NÄCHSTES VISIONÄRES PROJEKT

Nicht ganz so lange dauert es, bis das nächste visionäre Projekt in der Jungfrau Region anstand: Die V-Bahn mit ihren mit ihren acht integrierten Bestandteilen. Deren letzter Abschnitt wurde am 5. Dezember 2020 in Betrieb genommen und verkürzt seither die Reise zum Dreigestirn markant. Die Gäste werden nun in 15 Minuten von Grindelwald Grund nach Eigergletscher befördert –
47 Minuten gewinnen die Besucher damit auf ihrer Reise mit dem Eiger Express. Zur neuen V-Bahn gehören der moderne Terminal in Grindelwald Grund mit Anschluss an den öffentlichen Verkehr, einem Parkhaus und Einkaufsmöglichkeiten sowie die beiden neuen Bahnen Eiger Express und GGM. Die Investitionssumme des Projekts beläuft sich auf 470 Millionen Schweizer Franken. Durch das Megaprojekt soll mittel- bis langfristig die touristische Zukunft der Jungfrau Region im Schweizer Tourismus gesichert werden. Blickt man auf die ereignisreiche Geschichte dieser Region zurück, so zweifelt man nicht daran, dass dies mit Bestimmtheit auch gelingen wird.

FACTS ZUR NEUEN V-BAHN

Durch die neue Station der Berner OberlandBahn (BOB) erhält die V-Bahn einen Anschluss an den öffentlichen Verkehr. Die Reisezeiten zum Jungfraujoch und ins Skigebiet werden
so um 47 Minuten deutlich verkürzt – beispielsweise ab Zürich. Das Projekt V-Bahn ist mit seinen acht integrierten Bestandteilen ein Projekt für die gesamte Jungfrau Region und verfolgt die Hauptziele Qualität und Zukunft. In Grindelwald können durch das Projekt zwischen 182 und 592 Arbeitsplätze gesichert oder geschaffen werden. Der Wertschöpfungseffekt bewegt sich zwischen
30 und 67 Millionen Franken.

• Moderne 3S-Bahn von Grindelwald Grund nach Eigergletscher mit einer Streckenlänge von 6483 m.
• Gemeinsamer Terminal mit der Grindelwald-Männlichen Gondelbahn (GGM) auf 943 m ü.M.
• Fahrzeit Grindelwald Grund – Eigergletscher: 15 Minuten mit attraktiver Passage vor der Eigernordwand
• Förderleistung: 2200 Personen/h.
• 44 Kabinen à 26 Sitzplätze mit Panoramafenster, 7 Stützen.
• Bergstation Eigergletscher auf 2320 m ü.M. mit direktem Anschluss an die Jungfraubahn und die Skipisten.

WWW.JUNGFRAU.CH
WWW.MADEINBERN.COM

(Elisha Nicolas Schuetz)